„Es wäre mehr drin gewesen“ – Cheftrainer Roger Fritzsch zieht Saisonfazit
Alexander Hebenstreit, 27.06.2022
Akribisch, ehrgeizig und immer um das Maximum bemüht: So hat man Roger Fritzsch in den inzwischen fast vier Jahren, die er das Kommando beim FSV Schleiz inne hat, kennengelernt. Entsprechend verwundert es nicht, dass er in der Vizemeisterschaft der Thüringenliga auch eine verpasste Chance für den Titelgewinn sieht.
Und was sagt der Schleizer Trainer konkret zur zurückliegenden Spielzeit?
FSV-Coach Roger Fritzsch über . . .
. . . das Erreichen der Vize-Meisterschaft in der Thüringenliga . . .
„Wenn man nur danach geht, welche Voraussetzungen wir im Gegensatz zu den anderen Teams der Thüringenliga besitzen, ist dieser zweite Platz eine Sensation! Aber geht man rein nach sportlichen Aspekten, sollten wir uns nicht selbst belügen und müssen uns auch mal eingestehen, dass definitiv mehr möglich gewesen wäre.“
. . . die Tatsache, dass die überraschend starken Leistungen der sehr früh abgebrochenen Aufstiegssaison auch über einen längeren Saisonverlauf bestätigt werden konnten . . .
„Wir hatten ein klares Ziel: Wir wollten den nächsten Entwicklungsschritt gehen. Ich denke, die Mannschaft konnte dies zweifelsohne nachweisen.“
. . . seine Erwartungshaltung im Vorfeld der Saison . . .
„Es gab vor der Saison kein tabellarisches Ziel. Wir wollten ein für uns realistisches Maximum erreichen und das haben wir aus meiner persönlichen Sicht nicht geschafft! Es wäre auch realistisch mehr drin gewesen, egal was andere Vereine an Geld ausgeben oder welch tolle Trainingsmöglichkeiten sie haben. Wir haben auf anderen Ebenen versagt.“
. . . die verpasste Chance, Weida noch bis zum letzten Spieltag im Nacken zu sitzen . . .
„Ich muss hier klar und deutlich anmerken, dass mit Sebastian Tens, Thomas Liebold und später noch Torjäger Frank Gerisch in der entscheidenden Phase schon sehr wichtige Spieler nicht zur Verfügung standen. Aber wir müssen auch hier bei der Wahrheit bleiben und uns eingestehen, dass die unbedingte Gier, der unbedingte Wille, etwas Großes zu erreichen, nicht vorhanden war.“
. . . seinen persönlichen Höhepunkt im Saisonverlauf . . .
„Als ich Dirk Ludwig am letzten Spieltag seinen Herzenswunsch mit einem Thrüngenligaeinsatz erfüllen konnte. 😁“
. . . die größte Enttäuschung der zurückliegenden Spielzeit . . .
„Die Zufriedenheit und die Lobeshymnen über Platz zwei – nach einer verlorenen Meisterschaft. Da fehlt mir einfach auch von Vereinsseite der Ehrgeiz und ein gewisses Anspruchsdenken.“
. . . die deutlich auseinanderklaffende Punktausbeute in Heim- und Auswärtsspielen . . .
„Eine richtige Erklärung habe ich dafür nicht. Ein Trainerkollege aus der Thüringenliga hätte jetzt aber definitiv die richtige Antwort: Die Plätze waren alle zu schlecht und zu klein. 😁“
. . . seinen Spieler der Saison . . .
„Er kann sicherlich noch mehr und ich erwarte von ihm auch noch mehr, aber er hat unsere Mannschaft als Mensch und Spieler berreichert. Er hat mit seinem starken linken Fuß unserem Spielaufbau mehr Variabilität verliehen – egal ob als Innen- oder Außenverteidiger. Und er war sehr konstant in seinen Trainings- und Spielleistungen: Robby Kögler.“ [Anmerkung der Redaktion: Kiste!]
. . . die Torjägerkanone für Albert Pohl . . .
„Ich freue mich unendlich für ihn. Er hatte diese Saison keinen normalen Trainingsrhythmus und deshalb ist diese Torjägerkrone umso höher zu bewerten. Er ist fußballerisch und menschlich extrem gereift und er verkörpert zu 100% den FSV Schleiz. Mit Frank Gerisch und Markus Porst hat er seine größten Förderer und Kritiker an seiner Seite. Der gesamte Verein kann stolz darauf sein, dass Albert für den FSV spielt!“
. . . den Aufstieg der zweiten Mannschaft in die Kreisoberliga . . .
„Es war das primäre Ziel des Vereins in dieser Saison. Ich denke alle haben alles dafür getan und es wurde zu 100% umgesetzt. Dieser Schritt war extrem wichtig, um langfristig die Thüringenliga zu erhalten. Ich freue mich für Marcus Kunte und für alle Spieler, die jetzt Woche für Woche eine bessere Plattform vorfinden. Der Vorstand ist jetzt gefordert, um alles zu optimieren und auf gesunde Füße zu stellen.“
. . . die Nicht-Meldung für einen möglichen Oberliga-Aufstieg . . .
„Hier möchte ich die Entscheidungsträger gleich mal in Schutz nehmen: Zum damaligen Zeitpunkt hatten wir neun Punkte Rückstand und mit schwerwiegenden Verletzungen von Leistungsträgern zu kämpfen. So war der Verzicht eine völlig logische Konsequenz der vorliegenden Situation. Aber ich hätte mir persönlich gewünscht, dass wir als Verein zu einem späteren Zeitpunkt, als die Vorzeichen viel besser standen, nochmals darüber debattiert hätten. Schade, dass jetzt gar kein Team der Thüringenliga nach oben geht, aber verdient hätte es eigentlich nur der FC Thüringen Weida!“
. . . die sehr kurze Sommerpause . . .
„Es ist eigentlich Wahnsinn, dass wir bereits am 2. Juli wieder mit der Vorbereitung beginnen müssen. Aber alles andere wäre zu spät, um rechtzeitig zum Start wieder fit zu sein.“
. . . den Schwerpunkt der Vorbereitung auf die neue Saison . . .
„Ich werde versuchen die richtige Balance zwischen Freude und Fokussierung zu vermitteln. Es wird eine völlig andere Form einer Sommervorbereitung werden. Die Mannschaft wird aber zum Start fit sein.“
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