Zum Verrücktwerden: Zweite verliert dramatisch in Camburg

Leif Broßmann, 16.10.2023

Zum Verrücktwerden: Zweite verliert dramatisch in Camburg

Das Pickern hat unser Zweite-Kapitän nicht nur im Namen, sondern gemeinsam mit seinen Mannschaftskameraden am Wochenende auch gelebt. Auch in Unterzahl erarbeitete sich der FSV Schleiz II einige gute Chancen, von denen jedoch keine mehr ihren späten Weg in den Camburger Kasten fand. Foto: Freivid od. Gölli

 

2.Mannschaft : Spielbericht

Kreisoberliga Jena-Saale-Orla
8. Spieltag - 14.10.2023 15:00 Uhr
SV Eintracht Camburg   FSV Schleiz II
SV Eintracht Camburg 4 : 3 FSV Schleiz II
(2 : 2)

Spielstatistik

Tore

2x Lukas Beyer, Elton Marciano Sá

Gelbe Karten

Lukas Lange, Marco Saß, Leon Eichelkraut

Gelb-Rote Karten

Lukas Lange (55')

Rote Karten

Hannes Kühnel (94')

Zuschauer

90

Torfolge

0:1 (1') Lukas Beyer
0:2 (2') Elton Marciano Sá
1:2 (43') SV Eintracht Camburg per Elfmeter
2:2 (45+2') SV Eintracht Camburg
3:2 (56') SV Eintracht Camburg
3:3 (57') Lukas Beyer
4:3 (73') SV Eintracht Camburg

 

Zum Verrücktwerden: Zweite verliert dramatisch in Camburg


Es gibt Tage an denen hat man relativ wenig Lust einen Spielbericht zu schreiben und dann gibt es einen Tag wie diesen, an dem man absolut überhaupt keinen Bock darauf hat. Ja, das ist so ein Tag, der sich anfühlt wie zehn Doppelstunden Physik mit anschließender Matheklausur [Anm. d. Red.: Diesen Vergleich nehme ich dir krumm, Tim!]. Nachdem ich jetzt aber eine Nacht darüber geschlafen und fünf Minuten lang in mein Kissen gebrüllt habe, sollte ich die Geschehnisse dieses achten Kreisoberligaspieltages nun doch endlich auch U18-geeignet rekapitulieren können.

Der von mir im Vorbericht angekündigte Regen verschwand natürlich mal wieder von der Wetter-App, sodass wir alle recht sonnig in Camburg begrüßt wurden. Der Rasenplatz selbst hätte sich aber wahrscheinlich über eine einheitliche Bewässerung gefreut, wechselte das Geläuf nämlich etwa alle 20m seine Konsistenz von hart zu matschig – besonders der Matsch sollte noch eine kleine Rolle spielen. Zudem konnte das am Vortag zum Teil auf dem Hybridrasen – unserem geliebten Schlackeplatz – abgehaltene Training deshalb schon als erster taktischer Kniff unseres Trainers verstanden werden. Apropos Taktik: Die veränderte sich im Gegensatz zum Spiel gegen Post Jena aus der Vorwoche in einigen Bereichen, vor allem, um wieder etwas mehr defensive Stabilität zu gewinnen, aber auch die pfeilschnellen Flügel rasch in Szene zu setzen.

Wetter gut, Taktik gut, alles angerichtet für unser Drama in fünf Akten.

Akt 1 (Spielort: Wolke 7)
Ziemlich schnell startete dieses Drama, noch schneller waren vermutlich nur noch unsere Außenbahnspieler, die in Alphonso-Davies-Manier die Seiten beackerten und innerhalb von drei Minuten einen 0:2-Vorsprung heraus sprinteten. Vorausgegangen waren tiefe Bälle aus dem Mittelfeld und starke Abschlüsse von jeweils Lukas Beyer und Elton Sa, sodass man in die vorher besprochenen 8 Sekunden-Angriffe noch ganz entspannt eine Jubeltraube einbauen konnte, ohne aus dem Zeitlimit zu fallen. Trainer Robert Schwarzbach war mit dieser Umsetzung seines Matchplans zufrieden. Die Camburger versuchten anschließend mit großer Ruhe in ihr Spiel zu finden, ohne Hektik und mit viel Ballbesitz eine Antwort zu liefern. Aber so richtig gefährlich und zwingend wurde es in der ersten halben Stunde nicht wirklich. Das lag auch unweigerlich an der guten Ordnung im Schleizer Defensivspiel, das häufig in langen Bällen der Hausherren mündete.

Akt 2 (Spielort: Irgendwo in eigentlich vergangenen Tagen)
Aber ein Drama wäre natürlich nicht dramatisch, wenn alles super nach Plan laufen würde. Und so verfällt die Zweite mal wieder in spielerische Marotten, die stark an eigentlich vergangen geglaubte Tage erinnern: Die tiefere Verteidigung verwechselt man ab Minute 30 mit sich einschleichender Passivität in der Zweikampfführung. Und die Einladungen zum Toreschießen werden wie frische Semmeln an die Gegner verteilt. Ein sehr unglücklich wirkendes Foul mit anschließendem Elfmetertor und ein Gegentreffer nach Standschwierigkeiten der Defensive – hier dann also der Verweis auf das alternierend tiefe Geläuf – egalisierten deshalb mit dem Pausenpfiff die starke Anfangsphase. Super bitter!

Akt 3 (Spielort: Am Rande der Legalität)
Trotz der beiden bitteren Pillen am Ende des ersten Durchgangs kamen die Mannen um Aushilfs-Co-Trainer Schubrahimovic relativ ordentlich aus der Kabine, spielten nun häufig jedoch etwas zu wild und verpassten teilweise das leichtere Anspiel auf den besser positionierten Nebenmann. In Minute 55 musste dann jedoch Abwehrrecke Lukas Lange nach seinem insgesamt zweiten Foul an diesem Tag mit gelb-rot vom Platz und obendrauf flog der anschließende Freistoß den restlichen zehn Schleizern umgehend um die Ohren – Spiel gedreht!
Mit dem Rücken zur Wand entdeckte dann auch wieder jeder Einzelne das Feuer in sich und die Leidenschaft zurückkommen zu wollen. Aus einem schnell ausgeführten Freistoß heraus und mit einer Sahnemitnahme, vom „Kämpfer vor dem Herrn“ Lukas Beyer, konnte man diesen Willen schon zwei Minuten später in Zählbares ummünzen. Dass ich ab Minute 60 nun aber kaum noch Irgendetwas über Fußball schreiben kann, sondern einige Nebendarsteller in die Hauptrollen des Dramas drängten, macht ein eigentlich so geiles Spiel ziemlich fade im Beigeschmack. Die gelbe Karte für den FSV-Keeper Max Jünger bildete dabei den Startpunkt teilweise abstruser Entscheidungen. Die Verwarnung erfolgte nämlich nach mutmaßlichem Handspiel außerhalb des Strafraumes bei eigenem Abschlag. Dass man dafür den Ball nach vorne wirft und dann durchaus regelkonform jenseits der Strafraumkante spielen darf, schien einige auf dem Feld in der Bewegungskomplexität zu überfordern. Aber Fehler gehören zum Spiel dazu. Was jedoch absolut gar nicht zum Spiel gehört, ist die Fairnessauffassung einiger Vertreter des Heimteams, die lautstark für diese Aktion eine rote Karte forderten. So was mag vielleicht mit Ehrgeiz oder unbedingtem Siegeswillen schöngeredet werden, mir (angehender Sportlehrer) juckt es derweil schon in der Hand, um kollektiv die Noten – wegen mangelnden Sportsgeists – nach unten zu korrigieren.

Akt 4 (Spielort: Direkt in der Hölle)
Der Höhepunkt der letzten halben Stunde spielte sich dann jedoch in der 75. Minute ab, als ein starker Ballgewinn im FSV-Strafraum und der anschließende Konter von einer zögerlichen Armbewegung des Assistenten begleitet wurde, der die Fahne relativ schnell wieder nach unten zieht, nur um sie wenige Sekunden später – nach kräftiger Ermutigung der hinter ihm stehenden Eintracht-Fans – erneut zögerlich nach oben zu bewegen. Entgegen der eigenen Situationswahrnehmung des ersten Offiziellen sowie der Meinung aller Spieler – egal welchen Teams – und mit dem Feingefühl eines 30 Tonnen Lastkraftwagens wurde auf Elfmeter für Camburg entschieden. Dass dieser dann sogar noch stark pariert wurde, im Nachschuss aus spitzem Winkel aber in die Maschen hoppelte, passte wie angegossen in diese Spielphase.

Akt 5 (Spielort: Auf dem Boden der Tatsachen)
In den verbleibenden Spielminuten versuchten die übrigen zehn Männer noch einmal alles. Das sah weitestgehend nicht mehr schön aus, Chancen durch einen Schuss von Lukas Beyer und einen Kopfball von Gölli, bei dem ich schon fast wieder jubelnd aufs Feld gehüpft wäre, gab es trotzdem. Einen herrlichen Sa-Freistoß kratzte der Heimkeeper noch aus dem langen Eck. Die offensiven Bemühungen unserer Zweiten hatten unweigerlich Eins-gegen-eins-Situationen in der Verteidigung zur Folge, die nach einem Schultergriff und anschließendem Doppel-Rittberger des Gegenspielers in einer roten Karte für Hannes Kühnel mündeten. Das dann taktisch gefahrene 2-2-4 blieb in der Nachspielzeit ohne Erfolg. Kühnel fehlt der ersten Mannschaft damit übrigens am kommenden Wochenende in Schweina.

Dieses traurige Ende in Akt 5 ist ja bekanntlich die Eigenschaft einer Tragödie. Teil dessen war zudem die Knieverletzung Leon Eichelkrauts, der in den Schlussminuten von seinen Mitspieler und einem Zuschauer vom Platz getragen wurde. Vielen Dank an den Helfer und beste Genesungswünsche an Eichi IV! Tragisch war diese Partie auf jeden Fall, kardiologisch für Zuschauende auch hoch bedenklich, aber wir müssen und werden es überleben. Die hergeschenkte Führung und das Abkommen vom Matchplan nach dreißig Minuten sollte zumindest genug Trainingsinhalte liefern, um kommende Woche gegen Triptis endlich mal sowohl mit voller Leidenschaft, aber auch mit spielerischer Konstanz zu glänzen.


Fotos vom Spiel

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Quelle:Tim 'Shakespeare' Zscherpel


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