Besser spät als nie: Der Spielbericht eines denkwürdigen Derbyunentschiedens

Leif Broßmann, 28.11.2023

Besser spät als nie: Der Spielbericht eines denkwürdigen Derbyunentschiedens

Im Pokalspiel am Fasanengarten Anfang Oktober war Paul Jung (am Ball) noch mit von der Partie, einen Monat später nahm er beim Kreisoberliga-Auswärtsspiel verletzungsbedingt nur eine Zuschauer- und schließlich auch die Schreiberlingsrolle ein. Foto: Jürgen Müller

 

Einige, wozu ziemlich sicher auch der Autor selbst zählt, werden wohl schon abgeschrieben haben die Geschehnisse des 5. November 2023 – übrigens Kirmessonntag in u. a. Oettersdorf, Plothen und Moßbach – noch einmal in schriftlicher Form hier auf unserer Vereinswebsite rekapitulieren zu können.

Doch seit dem darauffolgenden Mittwoch bot es sich weder vor dem Eisenberg-Spiel noch nach dem dortigen 4:1-Heimsieg noch nach dem ohnehin derben Jena-8:0 an an des einen Freud und des anderen Leid zu erinnern. Mit dem erneuten Spielausfall in ThalBürgel haben wir nun einen Spielbericht-Slot frei und es ist Zeit für drei Schriftgröße-10-A4-Seiten ärztlicher Lyrikkunst.

Entscheidend für den Zeitpunkt des Uploads ist aber, dass seit Mitte letzter Woche das aus der entscheidenden Spielsituation resultierende Strafmaß für einen Schleizer Akteur bekannt ist: Eine gute Stunde lang tat die für KOL-Niveau recht namhafte FSV-Elf genau das, was man von ihr erwartete. Sie dominierte – und erzielte schließlich das 1:4, das aber zurückgenommen wurde, obwohl Schiedsrichter René Richter zunächst keine Anstalten machte irgendwas an diesem Treffer zu bemängeln. Doch er verwies Kilian Greiner nach einer schlicht falschen Wahrnehmung einer angeblichen Tätlichkeit des Feldes. 1:3 statt 1:4, Unterzahl also für den FSV Schleiz und eine Spielsperre für den fleißigen wie fairen Rotschopf. Nach Stellungnahmen Greiners und des Vereins wurde seine Sperre auf zwei Partien festgesetzt, womit er am Wochenende in Lobeda wieder am Start sein kann. So, jetzt aber endlich Abfahrt; Dr. Paul Yang berichtet von:

 

Des einen Freud, des anderen Leid

So oder so ähnlich konnte man am vergangenen Sonntag die Gemütszustände der jeweiligen Fußballlager aus der Kreisstadt und der autobahnnahen Gemeinde zusammenfassen. Nach 90 Minuten stand hier ein Punktgewinn für die Heimmannschaft zu Buche, die gleichbedeutend mit einem gefühlt doppelten Punktverlust der Rennstädter einherging. Aber von vorn.

Nachdem die Landesliga-Reserve des FSV zuletzt ganze vier Spiele in Folge als Verlierer vom Platz ging, war man zum Kirmeswochenende im grün-weißen Dorf Richtung Neustadt bemüht, endlich wieder Punkte einzufahren. Dementsprechend gewillt zeigten sich die Mannen von Schwarzbach/Hebenstreit in den ersten 20 Minuten und begannen fast mit einem Sturmlauf auf dem Moßbacher Sechzehner. Gefährlich wurde es für den Ex-Schleizer Pasold im Kasten der Hausherren nur hin und wieder, da die Angriffe oft nicht konsequent zu Ende gespielt wurden oder doch mal ein Bein eines Abwehrspielers zwischen Ball und Gehäuse kam, jedoch häuften sich die Annäherungsversuche mit zunehmender Spieldauer.

Hinten stand man bis auf kleine Stellungsfehler durch Picker und Lange recht stabil. Der Spielverlauf, der eigentlich auf ein überfälliges Führungstor der Gäste hindeutete, wurde jedoch nach einem Freistoß der Hausherren auf den Kopf gestellt. Nachdem Lange am rechten Strafraumrand einen Gegner freistoßwürdig zu Fall gebracht hatte, wurde dieser durch die Heimmannschaft mit etwas Glück im langen Eck versenkt (20‘). Aushilfstorwart Blöthner ist hier kein Vorwurf zu machen, erklärte er sich doch kurzfristig bereit gleich zwei ausgefallene Schlussmänner zu ersetzen. Danke Willi!

Danach hatte das Heimteam noch eine gefährliche Aktion. Nach dieser aus dem Spiel heraus ersten offensiven Situation zogen sich die Grün-Weißen deutlich zurück und es entwickelte sich ein Spiel mit hart umkämpften Mittelfeldduellen und Befreiungsschlägen für etwaige Kontersituationen. Eine dieser Situationen löste Schleiz‘ Woellner hervorragend: Nach Ballgewinn in der linken Defensivabteilung und Pass ins Zentrum schaltete der Mittelfeldmotor schnell und spielte einen herrlichen Pass in die Tiefe. Dieser wurde zwar von einem der Defensivleute antizipiert und noch leicht abgefälscht, fand jedoch den Weg zum halbrechts lauernden George, der den Ball humorlos an Pasold vorbei, flach ins lange Eck legte (35‘). Zu diesem Zeitpunkt an den Anteilen gemessen verdienter Ausgleich für die Schleizer.

Was folgte, waren zunehmend härter geführte Zweikämpfe gepaart mit begleitenden Nickligkeiten und Revanchefouls, die zu diesem Zeitpunkt der Partie vom Schiedsrichtergespann richtig interpretiert und entsprechend geahndet wurden. Ebenso ein Handspiel ca. 19m halblinks vor dem Strafraum der Gastgeber. Der gefoulte Lorenz, als Feinfuß bekannt, sorgte gar dafür, dass ein Abwehrspieler zur Absicherung eines Sonntagsschusses den kurzen Pfosten freihalten sollte. Das erkannte der 17-jährige und setzte, bei nun aufgehobenem Abseits, den sich lösenden Porst in Szene, der nach Flachpass unbedrängt aus ca. 8m frei vor Pasold auftauchte. Hier zeigte der Torwartroutinier jedoch sein Können und verhinderte die Pausenführung der Schleizer. Kurz darauf fast die kalte Dusche vor der Pause als nach einer Ecke Möschwitzer völlig frei zum Volleyabschluss kam, diesen jedoch neben das Tor setzte.

1:1 zur Halbzeit mit leichten Feldvorteilen Schleiz.

Diese wollten die schwarz-gelben direkt nach Wiederanpfiff auch in Tore ummünzen. Nach einem ersten gut vorgetragenen Angriff über rechts gab es Ecke für die Schleizer. Diese landete auf dem Haupt von LLL (Leuchtturm Lukas Lange) welcher den Ball Richtung Tor brachte und dort Greiner „anköpfte“. Sei es nun schnelle Reaktionszeit gewesen, oder schlicht die Tatsache, dass er den Kopf nicht mehr aus der Flugrichtung des Balles bekam: Sein Kontakt ließ Pasold chancenlos. Folge 1:2, Spiel gedreht (48‘). Und Schleiz blieb direkt weiter am Drücker, spielte viele Bälle in die gegnerische Hälfte, während dem Heimteam oft nur die Rolle des (frustrierten) Zuschauers blieb. Bemerkbar machte sich das in der 56‘ als Lorenz OHNE BALL abgegrätscht wurde… Wer vonseiten der Schleizer hier eine (eigentlich klare) Karte forderte, wurde enttäuscht. Es gab „nur“ Freistoß. Nach dessen Ausführung setzte George den Ball per Kopf nur wenige cm am Kasten vorbei – hier wäre auch der gute Heimtorhüter machtlos gewesen. Besser macht es LB4. Der für klare Klärungsaktionen, jedoch nicht für Gewaltschüsse, bekannte Verteidiger drosch einen Freistoß nahe der Mittellinie Richtung Heimtor. Kurzum: Porst irritiert den ehemaligen Weggefährten im Tor, der Ball springt vom Boden unter die Latte. 1:3. Broßmann aus 45 m erfolgreich. Wahnsinn (61‘).

Und weiter drückten nur die Schwarz-Gelben und erzwangen in der 62‘ förmlich das Eigentor zum 1:4. Ein langer Ball aus dem Mittelfeld landete im Strafraum halblinks bei Porst, der sich zur Grundlinie durchtankte und den Ball auf Lorenz zurückspielte. Mit jugendlicher Unbeschwertheit schob dieser den Ball nach kurzer Finte an Freund und Feind vorbei ins Tor. Zwar hatte einer der grün-weißen die Klärungsaktion auf dem Fuß, drosch damit den Ball aber „erzwungenermaßen“ ins eigene Tor. Was danach folgte war für keinen der angereisten Spieler, Fans und Betreuer, in auch nur irgendeiner Weise nachvollziehbar. Nachdem der bis dahin weitestgehend souveräne Schiedsrichter schon auf den Anstoßpunkt nach gegebenem Tor zeigte, verwies er K. Greiner nach angeblicher Tätlichkeit des Feldes und nahm im Anschluss den Treffer zurück. (Ob das so regelkonform ist, überlasse ich an dieser Stelle der werten Leserschaft). Was war passiert? Während oben genanntem Spielzug wollte sich Greiner nach einem Zweikampf von seinem Gegenspieler lösen und schob diesen an den Schultern beiseite. Nach auffallender Theatralik, anschließender Wunderheilung und gefallenem Tor wurde vonseiten des Heimteams lautstark protestiert. Das Gespann entschied sich nach kurzer Besprechung dafür Schleiz zu dezimieren. Über all das kann man im Nachhinein sicher streiten, aber: Zuerst das Tor zu geben, um dieses im Anschluss zurückzunehmen UND die rote Karte zu verteilen ist wenigstens fragwürdig. Zumal auch hier der Zweikampf nicht im direkten Zentrum des Geschehens stand.

Kurz darauf hatte George trotz Unterzahl das 1:4 auf dem Fuß, verfehlte das Ziel aber wiederrum knapp (65‘).

Was in der letzten halben Stunde auf dem Sportplatz nahe der A9 passierte wird im kommenden Abschnitt kurz gehalten da sonst einige Fragen bezüglich der geforderten Objektivität auftreten würden. In der ersten Offensivaktion des Heimteams nach dem Seitenwechsel gelang der Anschlusstreffer: Nach einem Freistoß nutzten die Hausherren einen Eckball, dessen Abpraller den Weg ins Schleizer Tor fand (76‘).

10 Minuten vor dem Ende dann der endgültige Nackenschlag für alle Rennstädter: Nach Abseitspfiff gegen George schaltete Grün-Weiß schnell und der aufgerückte LV wuchtete den Ball aus gut 30m flach ins lange Eck. Schönes Tor, keine Chance für Blöthner, aber auch hier überkam den Zuschauer ein fader Beigeschmack.

Im Anschluss noch einige strittige Szenen die einer Karte würdig waren aber am Spielstand änderte sich nichts mehr. Am Ende ein 3:3 der umkämpften und sicher besseren Sorte wobei heute die Kräfteverhältnisse bis zur Entscheidung in der 62‘ klar in eine Richtung ausschlugen. Bezeichnend auch die Szenen nach Abpfiff: Während schwarz-gelb sichtlich haderte, feierte das Heimteam dieses, schlicht als so zu bezeichnendes, Kirmesspiel und deren Ausgang wie einen Pokalsieg. Glückwunsch nach Moßbach.

 

Es folgen die emotional geladenen Stichpunkte, die sich der zum Zuschauen verdammte (verletzte) Schreiberling Dr. Yang während der hitzigen Partie anfertigte. Hier sind sicherlich auch einige Emotionen zu entnehmen die in dieser Form nur abgeschwächt den Weg in den obenstehenden Bericht fanden:

8' verhaltener Beginn beider Mannschaften
12' zwei erste gute Offensivaktionen der Schleizer, zu inkonsequent zu Ende gespielt
17' taktisch gelb Picker (Trikotziehen Mittellinie)
18' Foul Lange nach missglücktem Versuch hinten rauszuspielen – wieder auf die zugelaufene Seite
20' FS Moßbach halblinks: eiskalt bestraft. Blöthner noch dran, aber Ball schlägt im langen Eck ein – glücklich nach bisherigem Spielverlauf
24' Moßbach gefährlich nach Pickers unbedrängt verschätzen Kopfball – Lange bügelt aus
28' Bezeichnend, dass Moßbachs bisher einzige gefährliche Offensivaktion (Freistoß) direkt bestraft wird. Sonst offensiv wenig vom Gastgeber.
33' zerfahrenes Spiel im Mittelfeld
34' nur langer Hafer in der Folge. Seltsames Spiel.
35' Absolut verdienter Ausgleich! Woellner setzt sich überragend im Mittelfeld durch, will spielen, Moßbach will unterbinden, verschlimmbessert aber den Pass – George halbrechts gegen 3, flach ins lange Eck. Auffällig: Viele Fans feiern den Treffer – zur eigenen Kirmes
40' Moßbach versucht zu antworten, Schleiz unterbindet
41' Heimteam schreit nach eigener Schwalbe auf und fordert gelb. War aber nichts. Im Anschluss böses Revanchefoul an LB. gibt gelb. Keine schöne Aktion!
44' Moßbach über links, Lange verschätzt sich beim Kopfball – Picker im letzten Moment dazwischen
45' nach Ecke Heimteam Befreiung, Lorenz tankt sich gut durch, pass in die Mitte dürftig
45+1' Handspiel Moßbach 19 m vor dem Tor halb links – Lorenz-Pass in den 16er! Stanko allein 8m vor dem Tor nach überragendem Zuspiel, scheitert an Pasold.
45+2' gelbe Karte Lorenz
45+3' ecke Moßbach – lang – Kopfballverlängerung auf Möschwitzer – Volley – vorbei

Pause

 
46' keine Wechsel, weiter gehts 
49' Guter Angriff über rechts, es folgt eine Ecke. Lange kommt ran, köpft Greiner vor dem Hüter an, er wieder mit dem Kopf, Führungstreffer!!!
50' Freistoß Halbfeld rechts für Schleiz: Bringt nichts ein.
55' Abschluss Moßbach, sicher für Blöthner. Hausherren sonst nach vorne nahezu inexistent
56'/
57'
Grätsche gegen Lorenz – der gar nicht am Ball ist. Unfaire Gangart, keine Karte, trotzdem Freistoß. Dieser lang auf George, nur Zentimeter geht der Kopfball am Pfosten vorbei.
60' Moßbach aus 30 m, deutlich mehr Optimismus als Zielgenauigkeit
60' !!!Freistoß MITTELLINIE nach Foul an Greiner!!! LB!! HOCH UND WEIT, PORST IRRITIERT PASOLD, BALL SPRINGT AUF UND UNTER DIE LATTE!!!
63' erzwungenes Eigentor Moßbach durch Lorenz. Porst spielt ihn an, er zieht von links außen rein und schiebt an allen vorbei...Klärungsversuch landet im Tor. Aber Schiri nimmt es durch Moßbacher Geschimpfe zurück und zeigt Greiner rot?!? Was hier los ist, versteht niemand. Gegenspieler tritt Greiner, dieser schubst ihn von sich. Dafür rot, weil angeblich Tätlichkeit mit Schlag ins Gesicht… Lächerlichkeit trifft es eher. Er lässt erst das Tor durchlaufen und NACH DEM ERZIELTEN TOR, wirds zurückgepfiffen. Schwierig
65' Nach langer Diskussion trotzdem fast das 1:4 durch George. Ähnliche Situation wie vor dem 1:1, jedoch Zentimeter am Langen vorbei.
67' Moßbach kommt ohne Karten davon, jetzt trifft es Porst an der Mittellinie... fragliche Entscheidungen hier.
70' Schleiz trotz Unterzahl die bessere Mannschaft
71' Picker am Boden, danach wildes Gerede von Heimteam. Fairness sieht anders aus.
73' Moßbach setzt sich am Schleizer Strafraum fest, die Defensive hält jedoch (noch).
74' Schubert für Lorenz (heute sehr gut)
75' endlich mal ein Pfiff gegen Moßbach... in HZ 2 selten
76' Lange spielt Ball... Freistoß Moßbach in der Schleizer Hälfte... leider zu typisch heute. Daraus entsteht in der 77‘ eine Ecke für Moßbach - ein Abpraller wird reingewürgt 2:3.
79' Blöthner wird mit Ball in der Hand im Strafraum umgetacklet... keine Karte. Was ist hier los?
80' George nicht am Ball und in der Passlinie und trotzdem wird Abseits gepfiffen... Im direkten Gegenzug Aschenbrenner aus 30 m flach ins untere Toreck – Überzahl wird mit dem 3:3 belohnt. Wahnsinn, was hier geboten wird
83' keine Gelbe Aschenbrenner, dafür gegen Grau. Hier wird ordentlich ausgeteilt. 
85' Nukovic für Porst
88' Moßbacher reist George vor den Fans um! Eigentlich klar gelb, aber lassen wir das...
90' Jetzt fordert Moßbach nach Stolpersturz noch 11m. Aber der Herr in blau kommt der Bitte nicht nach.

Schluss
 

 


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