90 Minuten sportlicher Zweikampf am Einheitstag: FSV Schleiz II verliert Derby

Nachdem am vergangenen Wochenende in der Landeshauptstadt das „große“ Thüringer Derby zwischen Rot-Weiß Erfurt und dem FC Carl Zeiss Jena ausgetragen wurde, folgte am Tag der deutschen Einheit ein nicht weniger brisantes und bedeutsames Nachbarschaftsduell. Bei für diese Jahreszeit milden Temperaturen und recht starkem Wind standen sich 14 Uhr die Schleizer zweite Mannschaft und der SV Moßbach zum Kräftemessen in der zweiten Runde des Kreispokals gegenüber. Während der Großteil der Deutschen nicht nur die nationale Einheit, sondern auch einige andere geschichtliche Jubiläen zelebrierte, war es auf und neben dem Schleizer Fußballplatz für 90 Minuten mehr oder weniger um die sportliche Einheit geschehen. 

Der Club von der Autobahnhöhe hatte in der ersten Runde des Thüringenpokals gegen den SV 1913 Schmölln eine 0:8 Niederlage hinnehmen müssen, trotzdem gingen die Schleizer sicher nicht leichtfertig in das Spiel und auch Fasanengartensprecher Jörg Sippel stellte vor der Partie nochmals richtig fest, dass eben „jedes Spiel wieder bei 0:0 beginnt“. 

Fokussiert, zügigen Schrittes und in Sir-Alex-Ferguson-Manier den Kaugummi durchprügelnd schritt FSV-Trainer Robert Schwarzbach in Richtung Heimbank, stimmte mit einer Mundwinkel-nach-oben-Geste seine Ersatzspieler auf das Spiel ein und zeigte auch während des Spiels viel Motivationsfähigkeit bzw. Agilität an der Seitenlinie, die dem aufmerksamen Schleizer Fußballfan möglicherweise auch schon bei anderen Trainerpersönlichkeiten aufgefallen sind. Wie gewohnt wurde die schwarz-gelbe Startelf, die zu Beginn mit vielen erfahrenen Spielern gespickt war, von Kapitän Julian Picker angeführt. Während der SVM zunächst versuchte spielerisch die Partie zu gestalten, dann im Verlaufe des Spiels aber mit immer weniger Ballbesitz auch immer weniger eigene Chancen kreierte, startete unsere Heimmannschaft erstmal zwar mit Engagement, nahm die Zweikämpfe an, ließ jedoch die Ruhe am Ball vermissen. Es dauerte eine gute Viertelstunde bis das Team, das im Zentrum diesmal mit Tim Zscherpel, Lukas Woellner und Adul Jalo agierte, den eigenen Spielgedanken auf den Platz bringen und der Fünferkette der Gäste gefährlich werden konnte. Damit nahmen die Gästemöglichkeiten ab, die, wenn es welche gab, aber auch noch eine gewisse Passivität im Schleizer Defensivverhalten aufzeigten. In der 29. Minute waren es dann aber die Rennstädter, die die erste große Chance des Spiels hatten. Ihre ungenutzten Möglichkeiten sollten sich im weiteren Verlauf häufen. Dabei spielte Routinier Stefan Schubert einen gut getimeten Steckpass auf Lukas Beyer, der mit Überblick auf den völlig blank stehenden Lucas Lailach querlegte. Letzterer scheiterte trotz vermeintlich viel Zeit am Ex-Schleizer Thomas Pasold, der an diesem Tag gewiss auch keinen schlechten Job machte. Bei der darauffolgenden Ecke wiederum verfehlte der eingelaufene Jalo per Kopf nur knapp das Gehäuse. Zehn Minuten später war es erneut Jalo, der den Schleizer Führungstreffer auf dem Fuß hatte. Nach einem schön durchkombinierten Angriff hatte schließlich Paul Jung den Ball beim Schleizer Zehner abgeliefert, der einen Treffer mit etwas Risiko knapp verpasste. Von den Gästen kamen in Halbzeit eins lediglich zwei harmlose 30-m-Schüsse auf Schlussmann Weiß zu. Bis dato wäre das 1:0 verdient gewesen, aber wie hat es Lothar Matthäus so schön gesagt: „Wäre, wäre, Fahrradkette…“

„Kommt, schraub euch hoch!“, rief Schwarzbank, an der Trainerbank zur zweiten Halbzeit ankommend, den dort platzierten Wechslern zu – und machte damit klar, dass in der zweiten Hälfte nicht nur von den Reservisten etwas kommen musste. Mit einem sehr gefährlichen Kopfball von Lukas Lange und einem guten Abschluss von Lukas Beyer, der das Spielgerät an die Latte setzte, begannen die zweiten 45 Minuten in puncto Torgefährlichkeit auch sehr gut. Allerdings ließen die Schwarz-Gelben in der Folge mehr und mehr die Aggressivität in den Zweikämpfen, von der solche in Derby nun mal lebt und mit der das Spiel auch vom Gegner geführt wurde, die Spritzigkeit sowie die Gedankenschnelligkeit vermissen. Dadurch eröffnete sich für Moßbachs Fünfer, der sich bereits in Halbzeit eins durch Schnelligkeit, Dribbelstärke und Ballsicherheit zeigte, nach einem langen und hohen Ball die Möglichkeit zum 0:1. Man(n) ließ sich nicht zweimal bitten und verwandelte nach Schleizer Abstimmungsproblemen mit einem herrlichen Lupfer über den heraneilenden Keeper Weiß zum Führungstreffer. Keine drei Minuten später ergab sich fast nochmals die gleiche Situation, die aber im letzten Moment von Lukas Lange geklärt werden konnte. Das Spiel wurde nun in (mehr oder weniger) logischer Folge hektischer und trotz weiterer guter Chancen blieb den Schleizern der Ausgleichstreffer verwehrt. Das eine oder andere Mal hätte es einen spekulierenden Stürmer für das 1:1 gebraucht. Auf der anderen Seite hatte Moßbach auch noch eine Riesenmöglichkeit, die von Pascal Stütz in letzter Sekunde in etwas stürmischer Art und Weise geklärt wurde. Ob Elfmeter oder nicht, sollte schließlich für den weiteren Spielverlauf keine Rolle mehr spielen. Lediglich Stütz selbst beschwörte schließlich ein unschönes Wiedersehen mit dem Schiedsrichter herauf, als er dem Unparteiischen unangebrachte Kommentare an den Kopf warf und mit Glattrot kurz vor Schluss das Feld verlassen musste. Manche(r) meinte nach Spielende, dass der Schiedsrichterlinie in diesem hart geführten Spiel so manche frühere gelbe Karte gut getan hätten, letztlich war aber keine Entscheidung der Neutralen ausschlaggebend für das Endresultat.

Damit sahen 187 Zuschauer – vielen Dank an dieser Stelle für das zahlreiche Erscheinen – eine 0:1-Heimniederlage.  Der zweiten Schleizer Männermannschaft bleibt damit eine Trainingseinheit Zeit, die Köpfe wieder nach oben zu bekommen und sich auf einen erneut kompakten Gegner am kommenden Samstag (07.10.23, 12:30 Uhr, Am Fasanengarten), nämlich den SV Post Jena, vorzubereiten. Gegen die Jenenser hatte man bei der letzten Begegnung in der letzten Saison den Klassenerhalt perfekt gemacht, somit sollte ein positives Gefühl in der Vorbereitung mitschwingen. Klar ist aber auch, dass Post die gute Form des vergangenen Rückrundenendspurtes für den Saisonstart konservieren konnte und sich die Schleizer Zweite wieder als Einheit mit Wille und Leistungsbereitschaft präsentieren muss, um Zählbares daheim zu behalten.