FSV-Trainer Roger Fritzsch im Interview

Alexander Hebenstreit, 22.12.2019

FSV-Trainer Roger Fritzsch im Interview

Wie bereits in der letzten Spielzeit nutzen wir die Winterpause, um mit dem Trainer unserer ersten Mannschaft im Interview ein Zwischenfazit zu ziehen. Darin blickt Roger Fritzsch nicht nur auf den bisherigen Saisonverlauf, er nennt auch seine Erwartungen an die Rückrunde und geht auch das eine oder andere weitere interessante Detail ein.

 

Unsere letzten Interviews zum Ende der Halbserien begann ich mit der Frage, ob du mir der jeweiligen Punktausbeute zufrieden bist. Da ich mir die Antwort denken kann, umgehen wir das gleich einmal und schauen auf einen anderen Aspekt der Zwischenbilanz: Nur eine Niederlage ist der Spitzenwert der Liga, zum anderen sind fünf Remis bei nur 13 Punktspielen eine Menge Holz. Wären dir ein, zwei Niederlagen mehr lieber gewesen, wenn dafür auch mehr Spiele gewonnen worden wären?

Wenn ich ganz ehrlich bin, muss ich die einzige Niederlage in Saalfeld eigentlich zu 50 Prozent auf meine Kappe nehmen. Wir haben in Saalfeld extrem stark begonnen und früh 2:0 geführt. Obwohl wir das Spiel bis zur Pause fest im Griff hatten und das dritte Tor für mich  nur eine Frage der Zeit war, hatten wir  extreme Probleme mit Saalfelds Stürmer Stan Kleyla. Ich wollte eigentlich zur Halbzeit reagieren und umstellen, tat dies aber  nicht. Am Ende haben wir das Spiel verdient verloren. Aber um zur Frage zurück zu kehren: Nein! Ich nehme die Unentschieden so in Kauf, auch wenn sie zum Großteil sehr schmerzhaft waren. 

 

Gab es denn auch Unentschieden, die als Erfolg verbucht werden können?

Ich denke, ohne vermessen zu sein, hätten wir alle fünf Spiele auf Grund der klaren Chancenvorteile gewinnen können, eigentlich müssen. Gegen Schott Jena haben wir ein schwaches Spiel abgeliefert, aber auch hier hatten wir gerade in der Anfangsphase genügend Torchancen. Gegen Greiz kann ich mit dem Ergebnis leben, aber nur aus dem Grund, dass wir zweimal zurück lagen und erst kurz vor Schluss den Ausgleich erzielten.  Greiz hatte drei Torchancen und nutzte sie eiskalt. Wir dagegen scheiterten mehrfach aus Nahdistanz an ihrem überragenden Keeper Oliver Dix. Bei Jena-Zwätzen und in Stadtroda müssen wir die Spiele jeweils vor der Halbzeit entscheiden und ich denke auch beim Spiel in Kahla gibt es keine zwei Meinungen.

 

Und doch gelang nicht die volle Punktausbeute.

In diesen drei Spielen fehlte es uns auch etwas am Spielglück. In Zwätzen wurde uns ein reguläres Tor zum 2:0 aberkannt. In Stadtroda fehlten uns mit Frank Gerisch, Christian Göller, Mirko Horn und Marco Saß bereits vier Stammkräfte, zudem verletzte sich Hoyer in der Anfangsphase und der dafür eingewechselte Jung musste kurz darauf auch verletzt das Spielfeld verlassen. In Kahla hatten wir bis  zur 90. Minute alles im Griff, die Nachspielzeit mussten wir dann mit zehn Mann zu Ende spielen, da sich Thomas Liebold verletzte, unser Wechselkontingent aber bereits aufgebraucht war. Dort bekommen wir  dann mit dem Schlusspfiff einen – na ja, um es milde auszudrücken –Kann-Elfmeter gegen uns.

Aber wir müssen jetzt damit leben, wir waren in all den Spielen extrem fahrlässig mit unseren Großchancen! Wir dürfen aber auch nicht vergessen, dass wir mit einer extrem schwachen Leistung gegen Moßbach zu drei glücklichen Punkten kamen. 

 

Das Gute an den Ergebnissen ist, dass es in der Landesklasse richtig spannend zugeht. Die Top-Sechs liegen eng beieinander, dahinter kamen zuletzt auch Zeulenroda und Bad Lobenstein so richtig in Schwung. War es im Vorfeld der Saison abzusehen, dass es im Kampf um die Spitze zu eng zugehen würde?

Ich habe bis auf Jena-Zwätzen alle Teams, die sich im Titelkampf befinden, so auf dem Zettel gehabt. Dass Bad Lobenstein auf Grund von Verletzungen und sicherlich auch fehlendem Spielglück nicht dabei ist, war vor der Saison nicht zu erwarten. Ich denke aber schon, dass es im Vorfeld damit zu rechnen war, dass es diese Saison enger zu gehen wird. 

 

Welche Teams werden die Meisterschaft unter sich ausmachen?

Es ist momentan wirklich extrem schwer einen Topfavoriten auszumachen. Wenn man nur nach der individuellen  Qualität und von den Rahmenbedingungen ausgeht, machen es Stadtroda und Neustadt unter sich aus. Schaut man aber  zum Beispiel nur auf den Spielplan der Rückrunde, hat Jena-Zwätzen auf Grund der Heimstärke auch gute Chancen auf den Titel. Sie spielen gegen Neustadt, Kahla, Saalfeld und Stadtroda Zuhause. Aus meiner persönlichen Sicht werden es aber nicht die Spiele der Top-Sechs gegeneinander ausmachen. Stattdessen werden die Spiele gegen Bad  Lobenstein, Zeulenroda und Moßbach das Titelrennen am meisten beeinflussen. Bad Lobenstein wird mit Sicherheit eine starke Rückrunde spielen und Zeulenroda und Moßbach sind extrem unbequem zu bespielen und stets in der Lage jedes Team zu schlagen.

 

Und welche Rolle spielt Schleiz?

Sicherlich sind auch wir auf Grund der momentanen tabellarischen Situation mit in der Verlosung. Aber was uns jetzt im Gegensatz zur Konkurrenz völlig abhanden geht, sind die landesklasse-taugliche Trainingsbedingungen. Dies nutzen wir nicht als Alibi, es ist ein Fakt. Während die anderen jetzt ihren Vorbereitungsplan kontinuierlich abarbeiten, sind wir extrem vom Wetter und von den Bedingungen auf unserem Hartplatz abhängig. Bereits letzte Saison fiel uns das mit Beginn der Rückrunde auf die Füße. Wir werden dennoch versuchen, die Mannschaft gut vorzubereiten.  Aber um jetzt ernsthaft über eventuelle Titelchancen zu philosophieren, sehe ich auf Grund dieser Problematik zum jetzigen Zeitpunkt keinen realistischen Ansatz.

 

Kann es trotzdem gelingen, die Mannschaft ansatzweise so gut vorzubereiten, wie im Sommer? Damals gelangen in den ersten vier Spielen zwölf Punkte.

Definitiv nein! Aber vielleicht besteht wieder die Möglichkeit ab und zu nach Crispendorf auszuweichen. Ich finde es extrem schade und traurig, dass die Stadt den FSV in keinster Weise unterstützt! Hierbei geht es mir aber nicht nur vorrangig um die erste Mannschaft, sondern auch um unseren Nachwuchs. Aus meiner Sicht ist es unverantwortlich, die Kids auf einem eventuell gefrorenen Hartplatz trainieren zu lassen. 

 

Bleiben wir an dieser Stelle bei der Ersten. Zur Winterpause steht Rang zwei zu Buche, wobei auffällt, dass von den übrigen Teams der Spitzengruppe nur gegen Herbstmeister Neustadt ein Dreier gelang. Woran fehlte es in den Duellen mit der vermeintlichen direkten Konkurrenz?

Auch beim Sieg in Neustadt fehlten uns mit Lukas Nietsch, Martin Berger, Max Woitzik und Janek Weiß wichtige Leistungsträger. Somit fällt die Ausrede der schwerwiegenden Ausfälle wie in den restlichen Begegnungen  schon einmal weg. Auch in dieser Begegnung sündigten wir mit unseren Großchancen. Die Leistungen in diesen sogenannten Spitzenspielen waren eigentlich gut, aber wie eingangs erwähnt hatten wir ein großes Manko im verwerten unserer Torchancen und ein Bisschen fehlte auch das nötige Spielglück. 

 

Andererseits kann man es auch so sehen, dass Schleiz all diese Spiele auswärts bestritt und dabei nur einmal verlor.

Das sehe ich nicht ganz so. Egal ob auswärts oder Zuhause: Wenn man in der Lage ist und die Möglichkeit besitzt, diese Spiele zu gewinnen, dann sollte man sich dies jetzt nicht zur Ausrede machen.

 

Und wie groß ist der Vorteil, gegen diese Gegner durchweg noch Heimvorteil zu genießen?

Besteht die Möglichkeit, wie üblich einen Tag vorher das Abschlusstraining auf dem Hauptplatz durchzuführen, dann kann es immer zum Vorteil werden. Dennoch beginnen diese Spiele mit 0:0 und es gibt keine Garantie, dass wir dadurch immer stärker sind. Aber wir besitzen auf Grund der Zuschauer und Fans schon noch ein Stückchen mehr Power.

 

Zu Teil zwei des Interviews


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