FSV-Trainer Roger Fritzsch im Interview (Teil 2)

Alexander Hebenstreit, 25.12.2019

FSV-Trainer Roger Fritzsch im Interview (Teil 2)

Nachdem unser Chefcoach Roger-Fritzsch im ersten Teil des Interviews vor allem zurückblickte und eine Einschätzung zum Titelrennen in der Landesklasse gab, geht er im zweiten Teil unter anderem genauer auf verschiedene Personalien ein. Unter anderem spricht er über Neuzugang Lukas Nietsch (Foto), den der etwa als seinen Wunschspieler und echten Straßenfußballer bezeichnet.

 

Im Interview vor der Saison meintest du, dass man, um um die Spitze mitzuspielen, unter anderem das Glück braucht, dass gerade die wichtigen Eckpfeiler verletzungsfrei bleiben. Das war bekanntlich nicht der Fall. Abwehrchef Mirko Horn und Top-Stürmer Frank Gerisch fehlten einen Großteil Hinrunde, Marco Saß ereilte gar das Saisonaus und in den letzten Spielen musste auch noch Thomas Liebold passen. Wie bewertest du es, dass deine Mannschaft trotzdem noch so aussichtsreich im Titelrennen dabei ist?

Neben den aufgeführten Spielern darf man Max Woitzik nicht vergessen, der auch erst auf das Ende der Hinrunde wieder mitwirken konnte. Natürlich ist uns zweifelsohne extrem viel Qualität durch diese Ausfälle verloren gegangen. Jeder einzelne Spieler hat seinen Anteil daran, aber ich muss hier mal drei Spieler nennen, die wirklich mit ihren starken  Leistungen diese Ausfälle so gut wie nur möglich kompensiert haben. Thomas Liebold musste für Mirko Horn auf die für ihn ungeliebte Innenverteidiger-Position und spielte bis zu seiner Verletzung eine überragende Hinrunde. Er lenkte und führte die Mannschaft mit seiner positiven Körpersprache und seinem unbändigen Siegeswille. André Hoyer musste nicht nur den Part von Thomas Liebold im Mittelfeld übernehmen, er musste auch mehr in die taktische Verantwortung in unserem Übergangsspiel zwischen den Linien gehen  und entwickelte sich aus meiner Sicht zu einem der stärksten Mittelfeldspielern der Liga.

 

Bleibt Nummer drei.

Ich denke, der Spieler mit dem größten Rucksack ist zweifelsohne Markus Porst – oft gescholten, auch gerade von meiner Person auf Grund vieler vergebener Torchancen. Aber selbst Fachkundige bewerten seine Leistungen als Stürmer, als Ersatz für Frank Gerisch. Nein: Markus spielt keinen Stürmer, er spielt eigentlich fast nur im Mittelfeld und dies mit enorm vielen Defensivaufgaben und hohem läuferischem Aufwand. Markus hat nicht nur auf Grund seiner Tore und Torvorlagen einen riesigen Anteil an unserer Punktausbeute, er hat sich auch taktisch extrem weiter entwickelt und ist zum absoluten Teamplayer gereift! Dass er hin und wieder einen sogenannten Riesen liegen lässt, sei ihm auf Grund seiner aufwendigen Spielweise verziehen.

 

Aktuell weist der FSV das beste Torverhältnis auf. Könnte es bei so engen Punkteständen am Ende womöglich auch darauf ankommen?

Ja klar könnte es, aber damit beschäftigen wir uns vorerst nicht. 

 

Spricht es denn aus deiner Sicht eher für oder eher gegen die generelle Stärke der Landesklasse, dass die Spitzengruppe so ausgeglichen ist und faktisch jeder jeden schlagen kann?

Ich bin noch nicht lange genug in Thüringen, um mir darüber ein generelles Urteil zu erlauben. Im Vergleich zur vorigen Saison finde ich einige Mannschaften stärker. Sicherlich steht der Fakt, dass jeder jeden schlagen kann, aber aus meiner Sicht darf man auch die Umstände nicht außer Acht lassen. Bad Lobenstein, Teichel und auch wir, alle drei mit extremer Verletztenmisere. Wäre das bei allen drei Teams  nicht der Fall, wer weiß wie wir dann die Hinrunde analysieren würden.

 

Ihren Beitrag zum zweiten Platz leisteten auch die beiden Zeulenrodaer Zugänge Lukas Nietsch und Odaiphi Pham, die jeweils zwölf Spiele bestritten. Wie zufrieden bist du mit ihnen?

Ich bin sehr froh, beide im Team zu haben. Odaiphi ist sicherlich mit seinen Einsatzzeiten in der Hinrunde nicht zufrieden, aber ihm hängt die versäumte Vorbereitung noch nach. Ich denke aber, dass er seine Qualität bereits mehrfach unter Beweis gestellt hat und seinen Anteil geleistet hat. Was Lukas betrifft: Er war im Sommer mein absoluter Wunschspieler. Er verkörpert noch den typischen Straßenfußballer. Er kann am Ball fast alles. Dadurch bringt er ein völlig neues Element in unser Spiel, mich durch seine Spielweise aber auch das eine oder andere Mal in den roten Bereich (lacht). Er ist ein großer Gewinn für den FSV.

 

Auch vereinsintern konnte für Entspannung in Sachen Kaderbreite gesorgt werden. Mit Christian Göller und Paul Jung fassten zwei Akteure Fuß, die in den vorangegangenen Spielzeiten nur eine geringe Rolle in der ersten Mannschaft spielten.

Beide haben Geduld bewiesen, kontinuierlich trainiert und sich Stück für Stück verbessert. Beide haben immer noch in ihrer Leistungsfähigkeit Luft nach oben. Dennoch haben sie vorerst einen berechtigten Anspruch auf einen Platz unter den ersten Elf. Diesen gilt es in der Vorbereitung zu verteidigen.

 

Gibt es denn innerhalb des Kaders große Gewinner bzw. Verlierer der Hinrunde, sofern man diese Begriffe verwenden möchte?

Verlierer gibt es definitiv keine! Aber Oliver Schmidt, Julian Picker und Kevin Conrad sind sicherlich mit ihren Spielminuten nicht zufrieden. Alle drei sind dennoch für uns enorm wichtig. 

 

Apropos Kader: Wird es personelle Veränderungen zur Rückrunde geben?

Das wird sich in der Vorbereitung zeigen. Wir haben eine Neuanmeldung, inwiefern dieser Spieler in der Rückrunde für den FSV aufläuft, bleibt vorerst aber ungewiss. Fakt ist, dass mit Leif Broßmann und Luca Richter zwei Eigengewächse aus der U19 in die Vorbereitung mit einsteigen und wir schauen, ob sie bereits eine Option für die Rückrunde sind.

 

Hättest du dir denn Verstärkungen darüber hinaus gewünscht?

Ja, hätte ich. Ich habe auch mit zwei Spielern gesprochen, beide Spieler haben sich aber gegen den FSV entschieden. Neuzugänge sind immer wünschenswert, sofern sie sinnvoll sind. Jetzt freue ich mich aber auf unsere Rückkehrer Mirko Horn, Frank Gerisch und Thomas Liebold sowie unsere zwei Eigengewächse. Das sind ja dann auch fast Neuzugänge!

 

Wie entscheidend werden denn die Auftaktderbys mit Blick auf die Endabrechnung sein?

Wie ich bereits erwähnt habe, werden Bad Lobenstein, Zeulenroda und auch Moßbach das Titelrennen beeinflussen. Wenn auch nicht in dieser Reihenfolge, stehen diese Teams für uns zu Beginn auf dem Programm. Alle drei Begegnungen sind Derbys und somit 50:50-Spiele. Es wird wie bereits im Sommer extrem an die Physis gehen.

 

Und was soll letztlich herausspringen?

Wir wollen immer das Maximum, unsere Spielweise gibt nichts anderes vor. Aber das wollen die anderen Teams mit Sicherheit auch. Wir sollten ambitioniert bleiben, sollten uns aber auch in Bescheidenheit üben, denn man kann die Derbys auch verlieren. 

 

Der FSV beendete die Saison 2017/18 auf Platz fünf, überwinterte ein Halbjahr später – da bereits unter deiner Regie – als Vierter und kam zum Saisonende auf dem Bronzerang ins Ziel. Ein weiteres Halbjahr später ist Schleiz nun Zweiter. Geht es nach dem Gesetz der Serie, müsste dein Team also zum Ende der Rückrunde ganz oben stehen. Wie gefällt dir dieses Denkmuster?

(lacht)  Man sollte nicht immer alles auf meine Person projektieren, ich sehe mich selber nicht ganz so wichtig für eine eventuell erfolgreiche Entwicklung. Die Spieler müssen die Bereitschaft zeigen, ihr Privatleben so zu organisieren, dass Training und Spieltage abgesichert sind. Sind alle dazu bereit, dann sind wir sicher in der Lage, unseren eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Inwiefern sich das aber am Ende auf die Tabelle auswirkt, hängt ja nicht nur von unserer Entwicklung ab, sondern auch von der der anderen Mannschaften.


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