FSV Schleiz fährt erste Thüringenliga-Punkte der Vereinsgeschichte ein
Alexander Hebenstreit, 06.09.2020
Einen klaffenden Platzwunde im Unterkiefer zum Trotz biss sich Lukas Lange über die kompletten 90 Minuten durch und avancierte als Herr der Lüfte zum Mann des Tages.
1.Mannschaft : Spielbericht Thüringenliga, 1.ST
TSV Gera-Westvororte | FSV Schleiz | |||
2 | : | 3 | ||
(0 | : | 1) | ||
1.Mannschaft :: Thüringenliga :: 1.ST :: 05.09.2020 (15:00 Uhr) |
Aufstellung
M. Porst ('68 L. Nietsch) |
|||
A. Pohl | F. Gerisch | ||
T. Liebold | |||
A. Hoyer | A. Nukovic | ||
H. Kühnel ('46 J. Weiß) |
M. Berger | ||
L. Lange | M. Horn | ||
W. Blöthner |
Spielstatistik
Tore
2x Frank Gerisch, Markus PorstAssists
Martin Berger, Albert Pohl, Lukas NietschGelbe Karten
Lukas Lange, Amel Nukovic, Janek WeißGelb-Rote Karten
Janek Weiß (96.Minute)Zuschauer
176Torfolge
0:1 (17.min) - | Markus Porst per Kopfball (Martin Berger) |
0:2 (75.min) - | Frank Gerisch per Kopfball (Lukas Nietsch) |
1:2 (76.min) - | TSV Gera-Westvororte |
1:3 (78.min) - | Frank Gerisch per Elfmeter (Albert Pohl) |
2:3 (92.min) - | TSV Gera-Westvororte |
FSV Schleiz fährt erste Thüringenliga-Punkte der Vereinsgeschichte ein
Das kann ihm keiner mehr nehmen: Als Markus Porst das Leder in der 17. Minute nach Martin Bergers Maßflanke zum 0:1 einköpfte, avancierte er zum ersten Landesliga-Torschützen in der Geschichte des FSV Schleiz. Wenn die Beteiligten aber eines Tages in Erinnerungen schwelgen und ans allererste Spiel im Thüringer Fußball-Oberhaus zurückdenken, wird garantiert auch von Lukas Lange die Rede sein.
Der Abwehrrecke, der sich wohl selbst nicht in der ersten Elf erwartet hatte, war der Mann des Spiels. In der ersten halben Stunde war er omnipräsent und köpfte praktisch jeden hohen Ball, den die Hausherren in die Schleizer Hälfte spielten, aus der Gefahrenzone, um danach genau die Moral zu beweisen, die der FSV brauchen wird, um in der Verbandsliga zu bestehen. Bei einem Kopfballduell zog er sich eine klaffende Platzwunde zu und biss sich doch durch. Nach einer gut fünfminuten Behandlungspause ging es für ihn mit vier Tackerklammern im Unterkiefer weiter und er blieb der Herr der Lüfte. Diese Kopfballstärke war aber auch nötig, denn in den letzten Minuten zitterten die Rennstädter das eigentlich schon gewonnene Spiel irgendwie ins Ziel.
"Wir dürfen uns über drei verdiente Punkte freuen, über das Ergebnis und die Art und Weise, wie es zustande kam, aber definitiv nicht. Sicherlich hat Keeper Clemens Bierbaum mehrfach glänzend pariert, aber wir brauchen im Erkennen einer Überzahlsituation wie auch im Abschluss einfach mehr Entschlossenheit und Konzentration", haderte FSV-Coach Roger Fritzsch. Höhepunkt der vergebenen Möglichkeiten war ein Konter mit dem Schlusspfiff, als Lukas Nietsch trotz aller Zeit der Welt mit Frank Gerisch einen eigenen Mitspieler anschoss, statt den Ball im verwaisten Tor unterzubringen. Doch auch vorher gab es schon Konterchancen zur Genüge, um das Spiel zu entscheiden.
Als dann noch zu Beginn der fünfminütigen Nachspielzeit Philipp Rehnelt auf 2:3 verkürzte, stiegen die Spannung und die Nervosität ins Unermessliche. Letztlich überstanden die Rennstädter auch eine letzte Serie von Eckbällen unbeschadet und durften die drei Punkte gemeinsam mit knapp 100 mitgereisten Anhängern bejubeln. "Danke allen, die uns heute unterstützt haben. Das war einfach nur Wahnsinn!", hielt auch Roger Fritzsch fest. Sprachlos machten den Schleizer Trainer hingegen die beiden Gegentore. Das 1:2 durch Rehnelt fiel unmittelbar nachdem Gerisch per Kopf das zweite FSV-Tor besorgt hatte und die Rennstädter wohl noch im Freudentaumel waren, beim zweiten Gegentor blieb die Pfeife von Schiedsrichter Konrad Götze bei einem harten Einsteigen gegen Thomas Liebold - wie so oft in diesem Spiel - stumm. "Ich möchte dem jungen Schiedsrichter keinen Vorwurf machen, aber aus meiner Sicht war dieses sehr intensive Spiel einfach eine Spur zu hart", kommentierte Roger Fritzsch.
Generell kamen seine Mannen mit der harten Gangart etwas besser zurecht und waren in der ersten Stunde die aktivere Elf. Danach aber kamen die Scheubengrobsdorfer immer mehr auf und drängten mit enormer Vehemenz auf den Ausgleich, der nur eine Frage der Zeit schien. Insofern durften sich die Rennstädter glücklich schätzen, dass der bereits verwarnte Bosse Struz für kurze Zeit sein Gehirn ausschaltete und völlig unnötig gegen FSV-Keeper Wilhelm Blöthner einstieg (71.). Schleiz bekam durch die Überzahl, die bis zu Janek Weiß' Ampelkarte in der Nachspielzeit Bestand hatte, wieder Luft zum Atmen und nutzte die mit dem 0:2 durch Gerisch (75.), das bekanntermaßen nicht von langer Dauer war. Ebenso schnell war die Zwei-Tore-Führung aber wiederhergestellt, die erneut Gerisch nach einem eher schmeichelhaften Elfmeterpfiff besorgte.
Der Rest war Hoffen, Bangen, Zittern und letztlich grenzenloser Jubel über die ersten drei Thüringenliga-Punkte in der Geschichte des FSV Schleiz.