Chefcoach Roger Fritzsch im Interview (Teil 2): Vorzeichen komplett anders

Alexander Hebenstreit, 17.08.2022

Chefcoach Roger Fritzsch im Interview (Teil 2): Vorzeichen komplett anders

Ist er womöglich das entscheidende Ass im Ärmel? Da die ohnehin gebeutelte FSV-Defensive im anstehenden Spiel gegen Wismut Gera auch noch auf Abwehrchef Mirko Horn (rechts) verzichten muss, stünde ihr die Erfahrung von Dirk Ludwig (Mitte) zweifelsohne gut zu Gesicht. Ob sein Fitnesszustand aber tatsächlich einen Einsatz erlaubt, dürfte nicht nur am Stammtisch des FSV heiß diskutiert werden.


Unmittelbar vor dem ersten Heimspiel der neuen Saison nutzen wir die Gelegenheit für einen ausführlichen Gedankenaustausch mit Cheftrainer Roger Fritzsch. Nachdem er in Teil 1 des Interviews (hier klicken) unter anderem über den Auftaktsieg in Eisenberg und eine mögliche Veränderung der Schleizer Spielweise sprach, geht es nun um die Erfolgsaussichten für das neue Spieljahr und natürlich um das anstehende Duell mit der BSG Wismut Gera (Anstoß Freitag 18:30 Uhr am Fasanengarten).

 

Meister Weida ist trotz Verstärkungen nicht aufgestiegen, Wismut Gera bläst unter anderem mit Ex-Profi Benjamin Förster zum nächsten Angriff auf die Oberliga, Absteiger Arnstadt hielt seine Mannschaft im Wesentlichen zusammen und Neuling Struth ließ bereits öffentlich verlautbaren, dass die Thüringenliga nur eine Zwischenstation auf dem Weg nach oben sein soll. Nicht wenige sagen, dass die Liga deutlich stärker geworden ist. Teilst du diese Auffassung?

Die Liga ist zweifelsohne auch letzte Saison schon sehr stark und ausgeglichen gewesen. Ich denke, die Absteiger Ehrenhain, Weimar, Ohratal und auch Sonneberg waren allesamt Mannschaften, die immer in der Lage waren, jedem Team Paroli zu bieten. Und so ist es glaube ich auch jetzt egal, ob du in dieser Saison gegen Aufsteiger Saalfeld oder Absteiger Arnstadt spielst; gegen jedes Team wird es schwer zu punkten.

 
Ist der FSV Schleiz in der Lage, in diesem Umfeld erneut oben mitzumischen?

Dazu könnte ich so oder so keine Aussage treffen – auch ohne auf unsere Verletztenliste hinzuweisen.
 

Während sich in Schleiz und Umgebung in der Vorsaison viele über die Vizemeisterschaft freuten, hast du mehrfach deutlich gemacht, dass aus deiner Sicht mehr drin gewesen wäre. Wie lautet die Zielstellung für das neue Spieljahr?

Die Zielsetzung muss ganz klar sein, dass jeder Einzelne wieder mehr Demut und Enthusiasmus für diese Liga entwickelt und dass jeder Einzelne versucht, seine Freizeit so zu organisieren, dass die Trainingszeiten und Spieltage abgesichert sind; ebenso dass die Vereinsführung  versucht, die notwendigen Basics für ein Verbandsligateam bereit zu stellen. 


Und gibt es auch ein Ziel, das sich in Punkten, Platzierungen oder sportlichen Ergebnissen ausdrücken lässt?

Wir möchten wie jede Saison ein für uns realistisches Maximum erreichen. Wie das am Ende punkte- und platzierungstechnisch aussieht, werden wir sehen. Das Wichtigste ist jetzt erst einmal, dass sich die noch vorhandenen Spieler auf dem Platz finden und wir trotz der Ausfälle eine gewisse Qualität entwickeln, um punkten zu können.


Ein Schlüssel für eine sportlich gelungene Saison dürfte zweifelsohne die gewohnte Heimstärke sein, die mit dem anstehenden Spiel gegen Wismut Gera gleich einmal auf Herz und Nieren geprüft wird (zur Vorschau). Gelingt nach dem Auftaktsieg in der Fremde auch eine erfolgreiche Heimpremiere?

Wir wissen, dass wir zu Hause oft auch von den Zuschauern getragen werden und sie somit auch einen großen Anteil an unserer Heimstärke haben. Aber ich möchte hier auch gleich darauf hinweisen, dass wir am Freitag gegen eine Mannschaft mit einem Oberligabudget spielen. Erschwerend kommen bei uns die zehn Ausfälle dazu. Aber selbst mit einem voll besetzten Kader wären wir krasser Außenseiter. 


Im Frühjahr gelang ein 2:0-Sieg über eine personell etwas geschwächte Geraer Mannschaft. Wie schätzt du die Kräfteverhältnisse diesmal ein?

Die Vorzeichen stehen diesmal komplett anders. Damals hatten wir eine eingespielte Mannschaft und alle Leistungsträger an Deck. Diesmal fehlt uns die komplette Viererkette plus Zielspieler Frank Gerisch.
Trotzdem werden wir versuchen, unser Spiel zu machen. Die Jungs, die auf dem Platz stehen, werden alles raushauen! Ich hoffe, dass der Funke aufs Publikum überspringt und wir somit gemeinsam Wismut Paroli bieten können.

 
Gegenüber der OTZ meintest du nach dem Sieg in Eisenberg, dass du im Vorfeld der Partie ein Unentschieden sofort unterschrieben hättest. Gilt das auch für das Duell mit der Wismut?

Ja, das habe ich so geäußert. Wir haben ein neues System gespielt und ich wusste natürlich nicht, ob es funktioniert oder nicht.  Aber um die Frage zu beantworten: Ich bin Realist und es wird verdammt schwer gegen sie zu punkten. Nichtsdestotrotz wollen wir immer gewinnen – egal gegen wen!


Aus Fan-Sicht: Warum sollten sich die Zuschauer das Aufeinandertreffen mit Gera am Freitagabend nicht entgehen lassen?

Weil die Wismut immer einen attraktiven Fußball spielt und super Individualisten wie Florian Schubert, Max Zerrenner, Stefan Schumann, Christopher Lehmann, Raphael Börner, Marcel Kießling usw. in ihren Reihen hat. Und weil sich unsere Jungs mit Herz, Leidenschaft und unbändigem Willen für ihren Verein, ihre Stadt und ihre Fans zerreißen werden. 


Zum Abschluss noch eine Runde Wünsch Dir was: Ein Spieler aus dem gut gefüllten Schleizer Lazarett kehrt am Freitag auf den Platz zurück. Auf wen fällt deine Wahl? 

(lacht) Natürlich am liebsten alle! Aber weil die hinterste Linie eigentlich komplett ausfällt, würde ich mir einen Verteidiger wünschen. Aber vielleicht bekomme ich auch Dirk Ludwig bis Freitag fit. Bei seinem Kurzeinsatz in Bad Frankenhausen hat er es gut gemacht!

 

Zu Teil 1 des Interviews mit Chefcoach Roger Fritzsch


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