Von der Heimschwäche & Glücksgriffen: Roger Fritzsch im Interview (Teil 1)
Leif Broßmann, 25.06.2024
Geschafft! Die Thüringenligasaison 2023/24 ist Geschichte. Damit ging für den FSV Schleiz auch eine weitere Spielzeit im Thüringer Oberhaus vorüber. Mit einer Platzierung im oberen Mittelfeld wird man auch weiterhin in der Verbandsliga aktiv sein dürfen.
Besonders interessant sind im Sommer natürlich immer die Rück- und Ausblicke auf die vergangene bzw. kommende Saison. Deshalb hat sich Alexander Stich mit Roger Fritzsch, Cheftrainer der ersten Männermannschaft, unterhalten und ihn um seine Sicht auf die Dinge gebeten. Wir danken unserem Coach, dass er sich in einer wahrscheinlich kurzen Pause die Zeit für die Beantwortung einiger Fragen genommen hat! Erstmals binden wir hierbei auch Inhalte ein, die unsere Unterstützer direkt über die sozialen Medien wissen wollten. Im ersten Teil geht es um die vergangene Spielzeit, die personelle Entwicklung und die veränderten Bedingungen angesichts des neugebauten Kunstrasenplatzes. Viel Spaß damit!
Hallo, Roger! Die Niederlage gegen Wismut Gera und ein Unentschieden in Heiligenstadt lassen uns tabellarisch leider nicht mehr so gut dastehen, wie noch vor einigen Wochen: Der FSV Schleiz hat die Thüringenligasaison 2023/24 auf dem siebten Tabellenplatz beendet. Nach dem letzten Saisonspiel sahst du trotz der Niederlage recht glücklich aus. Wie zufrieden bist du mit der abgelaufenen Saison?
Oh, da muss der Eindruck sehr getäuscht haben. Ich bin mit der Saison und auch mit dem Ausgang der Partie gegen Wismut gar nicht zufrieden! Wir haben gerade zu Hause zu viele Punkte leichtfertig liegen gelassen und hatten im letzten Drittel der Saison eine gewisse Selbstzufriedenheit, wodurch wir unsere Leistungsgrenze nicht mehr erreichen konnten. Sicherlich hatten wir aber auch enormes Verletzungspech in der kompletten Rückrunde.
Der ausbleibende Heimerfolg ist tatsächlich gar nicht so typisch: In den vergangenen Spielzeiten konnte der FSV Schleiz am Fasanengarten stets mehr Punkte als auf auswärtigem Geläuf sammeln, stellte in der Vizemeister-Saison 2021/22 daheim gar den besten Punkteschnitt der Liga (2,46). Nun holte man auf den gegnerischen Plätzen mehr Punkte (27) als zu Hause (23), obwohl mit durchschnittlich 231 Heimzuschauern ein neuer Vereinsrekord aufgestellt wurde. Wie erklärst du dir das?
Wenn man genau schaut, gegen wen wir außer Fahner Höhe, Weida und Wismut zu Hause die Punkte gelassen haben, dann sieht man deutlich, wo unser Problem war. Wir haben gegen die Teams aus der unteren Tabellenhälfte (Schweina-Gumpelstadt, Heiligenstadt, Ohratal, Geratal) elf Punkte mehr als fahrlässig liegen lassen. In allen vier Partien hatten wir genügend Torchancen, um diese Spiele für uns zu entscheiden. Uns fehlte da der unbedingte Wille und teilweise auch die Ernsthaftigkeit im Abschlussverhalten.
Es gab sicherlich Überraschungsmomente – gerade der Sieg in Nordhausen mit dem wohl die wenigstens gerechnet hätten, allerdings auch ein bitteres, frühes Pokalaus für unsere Truppe. Welche Spiele waren für dich in dieser Saison richtungsweisend und über welchen Duellen musstest du noch ein paar Tage grübeln?
Also der Sieg in Nordhausen war vielleicht überraschend, aber er war mehr als hochverdient. Sind wir dort effektiv, gewinnen wir viel deutlicher! Natürlich war das Pokalaus nicht nur bitter, sondern auch mit Ansage, da zu diesem Zeitpunkt, wie fast jedes Jahr das Festival 'Sonne, Mond & Sterne' stattfindet und wir dadurch personell immer extrem geschwächt sind! Am meisten haben mich die Spiele, die ich bereits angedeutet habe, sehr lang beschäftigt, da diese Niederlagen unnötig waren.
Mit starker Rotation in der Startaufstellung von Spiel zu Spiel aufgrund der andauernden Ausfälle, ergaben sich Möglichkeiten für andere Spieler sich zu beweisen. Das bringt uns direkt zu unserer ersten Frage aus der Followerschaft: „Welcher Spieler hat Sie persönlich in der dieser Saison am meisten überrascht?“ Konnte diese Chance jemand in besonderem Maße nutzen?
Das kann ich ziemlich deutlich beantworten, es waren Tim Sluga und Christian Pätz. Sie haben beide fast eine Saison durchweg stabile Leistungen abgerufen und das, obwohl sie ständig andere Positionen bekleiden mussten.
Wir hatten einige Neuzugänge im Kader: Sá, Jalo, George, Lorenz, Majer, Woellner und sogar einen Torhüter mit Jünger. Wie gut konnten sich die Spieler in die ja doch recht ‚einheimische‘ Mannschaft integrieren und wie schätzt du ihre Debütsaison ein?
Bis auf Majer hatten alle zu Beginn etwas Probleme sich an das Niveau und an das Tempo zu gewöhnen. Alle haben sich aber im Verlauf der Saison als echte Glücksgriffe erwiesen. Zwar haben Jalo und auch Wöllner sehr wenig gespielt, aber sie haben auf ihren Positionen enorme Konkurrenz und beide sind auch noch sehr jung! Sie werden ihren Weg gehen, davon bin ich überzeugt. Sie benötigen nur Geduld.
Diese Saison sollten sich die Rahmen- und Trainingsbedingungen – dank eines nagelneuen Kunstrasengeläufs – gerade im Winter und bei Regen deutlich verbessern. Wird dies einen Einfluss auf die kommende Spielzeit nehmen?
Definitiv! Diese Bedingungen werden uns unheimlich helfen. Inwieweit das Einfluss auf die Saison nimmt, ist zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht absehbar. Dazu müssen wir erstmal die schwerwiegenden Abgänge von Horn, George und den wohl langwierigen Ausfall von Liebold auffangen. Ich hoffe wir haben wieder ein glückliches Händchen bei den Neuzugängen.