Im Fokus: Tomáš Majer über seinen Weg, eine Matratze und den Leipziger Zoo

Stefan Strauß, 29.07.2024

Im Fokus: Tomáš Majer über seinen Weg, eine Matratze und den Leipziger Zoo

28 Pflichtspiele – 4 Tore – 17 Vorlagen: Macht unter dem Strich 21 Scorerpunkte und damit eine wahnsinnig erfolgreiche Debütsaison für unseren Sommerneuzugang aus dem letzten Jahr, Tomáš Majer. Dabei ist der Tscheche nicht nur auf dem Platz eine absolute Bereicherung für die Mannschaft von Cheftrainer Roger Fritzsch. Auch neben dem Feld ist Tomáš zusammen mit seiner Freundin Adéla stets präsent und oft am Sportgelände Fasanengarten oder bei FSV-Veranstaltungen zu finden. Höchste Zeit also, um unseren Vorlagenkönig im folgenden Interview etwas näher vorzustellen:

Tomáš, vielleicht kannst du uns zum Einstieg etwas mehr über Dich verraten. Woher kommst du ursprünglich in Tschechien und wie war Dein bisheriger fußballerischer Weg?
Ich komme aus dem kleinen Dorf Krenek, nicht weit von der Hauptstadt Prag entfernt. Als ich 5 Jahre alt war, da kam ich zum ersten Mal zum Fußballtraining und wurde gleich von einem Ball am Kopf getroffen. Dann hatte ich erst einmal Angst und bin ein ganzes Jahr lang nicht mehr zum Fußball gegangen. Ich kann also sagen, dass ich seit meinem sechsten Lebensjahr angefangen habe, regelmäßig zu trainieren. Das waren meine ersten fußballerischen Schritte für Stara Boleslav, wo ich bis zu meinem 13. Lebensjahr spielte. Danach hatte ich einen alternativen Start für Admira Prag. Ich spielte jeden Samstag ab 10:00 Uhr für meinen Stammverein Stara Boleslav und wechselte dann ab 13:00 Uhr noch am selben Tag zur Admira in die Hauptstadt. Als ich mit der High School anfing, überlegte ich, wohin meine Fußballschritte als nächstes gehen sollten. Ich verbrachte einen Monat mit Prüfungen bei einem der größten Vereine des Landes, dem AC Sparta Prag. Aber ich bevorzugte schließlich die Mannschaft, bei der ich eine größere Chance hatte, jedes Spiel zu bestreiten: FK Mladá Boleslav, die Stadt der Automobilindustrie und ebenso wie Sparta Prag tschechischer Erstligist. Ich habe 7 Jahre dort verbracht. Ich durchlief alle Jugendmannschaften, die B-Mannschaft und erhielt sogar einen Einblick in die erste Mannschaft. Kurz vor dem letzten Schritt in die A-Mannschaft ist meine Reise bei diesem Verein, bei dem ich aufgewachsen bin, leider zu Ende gegangen. In der darauffolgenden Saison verbrachte ich ein halbes Jahr bei Fk Preper (dritthöchste Fußballiga Tschechiens) und ein weiteres halbes Jahr bei Fk Brandys nad Labem. Und jetzt bin ich hier in Schleiz.

Wie kam Dein Wechsel zum FSV Schleiz zustande? Kannst du das mal beschreiben?
Als ich letztes Jahr darüber nachdachte, wohin meine nächsten Schritte führen würden, beschloss ich, ins Ausland zu reisen. Ich wollte versuchen in Deutschland zu spielen, weil der Fußball hier auf einem ganz anderen Niveau ist. Ich habe sowohl fußballerisch als auch persönlich meine Komfortzone verlassen. Ein Fußballagent hat mir damals bei dem Transfer geholfen.

Du sprichst das Verlassen Deiner Komfortzonen an. Fußballerisch hat es ja sofort harmoniert, aber der persönliche Start war etwas schwerer. Mittlerweile wohnst und arbeitest du in Schleiz. Hast du Dich gut eingelebt? Wie gefällt Dir die Region und gibt es einen Lieblingsort in Schleiz oder Umgebung?
Ja, auf der Fußballseite war es viel einfacher. Natürlich musste ich mich auf bestimmte Dinge einstellen, aber der Trainer hat für mich eine Position gefunden, die perfekt zu mir passt. Als wir nach Schleiz zogen, habe ich in der ersten Woche nur auf einer Matratze geschlafen und hatte einen kleinen Herd. Keine Küche, kein Bett, kein Wohnzimmer, nichts. Aber es hat trotzdem Spaß gemacht! Die Jungs vom Team haben uns dann kontinuierlich geholfen. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle nochmal danken. Im Laufe des Jahres besuchten wir die größeren Städte der Region, sei es Erfurt über die Weihnachtsfeiertage oder neuerdings auch den Zoo in Leipzig. In der Umgebung von Schleiz mögen wir besonders Saalburg oder Zeulenroda, wo meine Freundin auch arbeitet.

Deine Freundin Adéla ist leidenschaftliche Bäckerin und Konditorin, zaubert grandiose Torten und nimmt sogar an Backwettbewerben teil. Verrätst du uns Dein Geheimrezept, wie man da so schlank bleiben kann wie du?
Ich kann nicht die Wahrheit sagen, sonst würde meine Freundin wahrscheinlich Schluss machen (lacht). Das ist natürlich ein Spaß. Ich versuche mich an meine Diät zu halten, aber manchmal fällt mir das wirklich schwer. Sie ist echt eine großartige Konditorin! Sie hat mehr Talent zum Backen als ich zum Fußball. Und das alles bringt sie sich selbst bei und lernt das zu Hause.

Eure Deutschkenntnisse werden immer besser und besser. Ich persönlich war etwas erstaunt, wie Ihr Deutsch lernt. Vielleicht kannst du mal kurz beschreiben, wie Ihr das macht?
Die ersten sechs Monate waren in dieser Hinsicht wirklich schwierig für mich. Ich lerne die deutsche Sprache von Grund auf. Dafür habe ich ein paar grundlegende Grammatikbücher zu Hause, aber vom ersten Tag an versuche ich, auf die Sprache der Menschen um mich herum zu hören. Hauptsächlich in der Kabine oder beim Training mit den Teamkollegen. Das ist meine Lebensschule. Und was du meinst: Natürlich kann man heutzutage eine Sprache auch über Instagram-Reels lernen, was für mich eine der lustigsten Formen ist.

Zurück zum sportlichen Teil. 17 Torvorlagen und vier Tore in der abgelaufenen Saison sind eine überragende Leistung! Was ist schöner: Ein Tor für seine Mitspieler vorzubereiten oder selbst ein Tor erzielen?
Seit meiner Kindheit setze ich mir am liebsten gewisse Ziele. Viele Trainer sagten mir immer in gewissen Situationen ich solle schießen, aber ich war immer auf der Suche nach Möglichkeiten, um bei Toren zu assistieren. Hier spüre ich meine größte Stärke. Natürlich schieße ich auch gern ein Tor. Das Wichtigste ist aber, dass ich zum Sieg der Mannschaft beitragen kann.

Bist du demnach mit der abgelaufenen Spielzeit zufrieden und was sind Deine Ziele für die neue Saison?
Aus persönlicher Sicht bewerte ich die Saison sehr positiv. Leider kann ich aus Teamsicht nicht so positiv urteilen. Gegen Ende der Saison gerieten wir ins Stocken und landeten im Mittelfeld der Tabelle. Das gilt es in der neuen Saison besser zu machen. Ich möchte der Mannschaft erneut mit meinem Spiel helfen und Punkte für die Tabelle holen! Ein paar neue Spieler sind dem Team beigetreten (Vorstellung folgt, Anm. d. Red.), also werde ich versuchen sie besser kennenzulernen, um uns stärker und beständiger in unseren Ergebnissen zu machen.

Was ist insgesamt Dein Eindruck vom FSV Schleiz?
Der Gesamteindruck ist nur positiv. Der Verein versucht alles so gut wie möglich zu machen. Es wurde sogar ein Kunstrasenplatz gebaut, was für das Training in allen Altersklassen ein großes Plus ist.

Eure Familien nehmen oft den weiten Weg von Prag auf sich, um bei einem Heimspiel in Schleiz dabei zu sein. Sind das immer besondere Spiele für Dich oder kannst du das auf dem Platz ausblenden?
Sowas kann nicht ausgeblendet werden. Ich freue mich immer, wenn ich Unterstützung habe und sie mich Fußball spielen sehen können.

Aktuell bist du verletzt und hast leider bisher die komplette Vorbereitung verpasst. Kannst du uns sagen, was du genau hast und wie lange du noch aussetzen musst?
Leider ist es im ersten Spiel gegen Hof passiert. Im Kampf um den Ball habe ich einen Fehltritt gemacht, mir den Knöchel verstaucht und die Syndesmose des oberen Sprunggelenks belastet. Ich gehe aber regelmäßig zur Physiotherapie und hoffe, in ein paar Tagen wieder zurück sein zu können.

Vielen Dank für das Interview Tomáš! Der FSV Schleiz wünscht Dir schnellstmögliche Genesung sowie Dir und Deiner Freundin alles Gute auf Eurem weiteren sportlichen wie privaten Weg in Schleiz. Wir sind froh Euch beim FSV Schleiz zu haben!

 

Das Schlusswort zu seinem Vorlagenkönig hat allerdings wie immer Trainer Roger Fritzsch:

„Wir dürfen uns als FSV Schleiz extrem glücklich schätzen so einen Spieler in unseren Reihen zu haben. Dort muss ich mich in erster Linie bei Markus Steiniger bedanken, der uns die Möglichkeit gegeben hat, so einen Spieler zu bekommen. Unsere Suchmaske ist für Spielerberater bzw. Spielervermittler eher ungewöhnlich, da wir den Spielern lediglich Unterstützung bei der Arbeits- und Wohnungssuche anbieten können. Trotz der Gegebenheiten hat uns Markus Steiniger diesen Spieler anvertraut und mit viel Engagement von Familie Ost, Stefan Strauß und Christian Feig ist es uns gelungen, dem Spieler und seiner Lebensgefährtin innerhalb kürzester Zeit den Verbleib beim FSV und in der Stadt Schleiz schmackhaft zu machen. Tomáš ist extrem ehrgeizig und war von Beginn an ein Fixpunkt in unserem Spiel. Er unterliegt dennoch, wie alle jungen Spieler, deutlichen Leistungsschwankungen. Aber es ist ein Prozess, aus dem er lernen muss. Leider ist er uns in den letzten beiden Spielen gegen Heiligenstadt und Wismut ausgefallen. Wäre dies nicht der Fall gewesen, hätten wir eventuell ein anderes Endresultat erreicht. Ich sehe es als meine Aufgabe, ihn in seiner Leistungsfähigkeit zu stabilisieren, dann werden wir als Team noch mehr von ihm profitieren. Menschlich wie sportlich ist er ein Sechser im Lotto für den FSV Schleiz!"


Quelle:Stefan Strauß


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