Beschissen

Leif Broßmann, 21.08.2024

Beschissen

In einem 120 Minuten langen Kampf um den Sieg rungen die Arnstädter um Wilhelm Heun (links) und den 2:2-Schützen Ben Luca Kunz (rechts) letztlich Elton Sá und seine schwarz-gelben Teamkameraden nieder. Foto: Jü. Müller

 

1.Mannschaft : Spielbericht

Thüringenpokal
1.Runde - 17.08.2024 15:00 Uhr
FSV Schleiz   SV 09 Arnstadt
FSV Schleiz 4 : 6 SV 09 Arnstadt
n. E.
(1:0, 2:2, 3:3)

Spielstatistik

Tore

Albert Pohl, Mohamed-Amine Abderrebi, Tomáš Majer

Assists

Tidjane Bamba, Amel Nukovic, Bacar Mané Banora

Gelbe Karten

Tidjane Bamba, Andre Hoyer, Amel Nukovic, Hannes Kühnel, Albert Pohl, Christian Pätz, Martin Berger, Mohamed-Amine Abderrebi, Adul Raime Jalo, Elton Marciano Sá, Tomáš Majer

Gelb-Rote Karten

Hannes Kühnel (49'), Martin Berger (86')

Zuschauer

175

Torfolge

1:0 (19') Mohamed-Amine Abderrebi per Kopfball (Bacar Mané Banora)
1:1 (58') SV 09 Arnstadt
2:1 (80') Albert Pohl (Tidjane Bamba)
2:2 (90+3') SV 09 Arnstadt
3:2 (94') Tomáš Majer per Weitschuss (Amel Nukovic)
3:3 (96') SV 09 Arnstadt

Elfmeterschießen

  SV 09 Arnstadt verschossen
  Tomáš Majer verschossen
3 : 4 SV 09 Arnstadt
  Frank Gerisch verschossen
3 : 5 SV 09 Arnstadt
4 : 5 Elton Marciano Sá
4 : 6 SV 09 Arnstadt
  Adul Raime Jalo verschossen

 

Beschissen

Viele der 175 Zuschauer, die die Pokalpartie zwischen dem FSV Schleiz und dem SV 09 Arnstadt am 17. August 2024 am Fasanengarten live miterlebten, haben sie auch einige Tage nach dem Abpfiff noch nicht so richtig verdauen können. Während sich die Gäste über den Einzug in die 2. Hauptrunde des Thüringenpokals freuen, müssen die Hausherren mit dem Pokalaus zurechtkommen.

Dabei waren es weniger die kleinen Situationen, sondern eher das große Gesamtbild, das dafür sorgt, dass man dieses Spiel aus schwarz-gelber Sicht recht gut mit dem Wort „besch*ssen“ (Nein, ‚beschossen‘ meine ich nicht.) zusammenfassen kann – aus ganz verschiedenen Perspektiven.

Besch*ssener Spielverlauf

Zu Beginn sah man eine ausgeglichene Partie, der die zwingenden Abschlüsse fehlten. Nach einer herrlichen Mané-Flanke von rechts stieg Amine Abderrebi am langen Pfosten nach oben, stand wunderbar in der Luft und köpfte den Ball präzise ins rechte obere Eck; ein wunderschöner Kopfballtreffer brachte die Hausherren in Front (19.). Außer zwei Barthel-Flanken, die ohne Abnehmer durch den Schleizer Strafraum segelten, und einem Varnhagen-Kopfball über das Tor hatte Arnstadt bis zum Pausenpfiff keine nennenswerten Möglichkeiten.
Früh im zweiten Durchgang sollten die Gäste – nach einer Ampelkarte für Kühnel (49.) nun in Überzahl – aber durch einen Aufsetzer von Messing aus etwa 20 Metern ausgleichen (58.). Schleiz ließ sich die Unterzahl überhaupt nicht anmerken und konnte sogar erneut in Führung gehen, nachdem Bamba und Mané in der Schlussphase am linken Strafraumeck wunderbar kombinierten und Albert Pohl die Hereingabe des Linksverteidigers kaltschnäuzig verwertete (80.). Durch die Gelb-Rote für Berger (86.) wurden die Rennstädter jedoch noch stärker dezimiert und mussten den späten Ausgleich durch Kunz hinnehmen ([90+3].).
Verlängerung in Schleiz! Und die begann euphorisch, als Majer einen Nukovic-Pass annahm und aus der Distanz sehenswert zur dritten Führung der Rennstädter traf (94.), die mit Blick auf die zweifache Unterzahl schon fast sensationell war. Wieder hatte Arnstadt aber eine Antwort parat, diesmal direkt: Nur zwei Minuten später streckte sich Seiml kurz vor der Grundlinie und setzte das Spielgerät aus spitzem Winkel in die lange Ecke des Kastens von FSV-Keeper Groh (96.). Der junge Schlussmann war es, der in den letzten Sekunden der Partie noch zweimal sehenswert rettete, sodass es mit einem 3:3 ins Elfmeterschießen ging.
Dieses begann mit dem von Groh parierten Messing-Versuch hoffnungsvoll für Schwarz-Gelb, doch Schleiz zeigte Nerven und die Mentalitätsmonster aus der Bachstadt sicherten sich den Sieg.

„Besch*ssen worden“?

Zählen wir einmal: In Summe 19 gelbe Karten, davon zwei gelb-rote für den Gastgeber. Das muss ein ganz schön unfaires Spiel in Schleiz gewesen sein, könnte man meinen. Was für viele Externe zum gern bedienten Klischee der ‚Schleizer Tretertruppe‘ passen mag, war in meinen Augen aber bloß das Ergebnis einer viel zu überzogenen Linie, die Schiedsrichter Johannes Drößler ab der Schlussphase der ersten 45 Minuten fuhr. Besonders zu Beginn der Partie nahm ich den Unparteiischen noch als äußerst sachlich wahr, später gab es Phasen, in denen jedes stinknormale Foul kategorisch mit dem gelben Karton bestraft wurde – auf beiden Seiten. Der Ex-Oberligist ging damit routinierter um, teilte sich defensive Aufgaben clever auf Akteure ohne Vorbelastung auf. Schleiz hingegen musste mit den Platzverweisen von Kühnel (taktisches Foulspiel) und Berger (Handspiel) zwei Spieler vorzeitig verabschieden. Von der bemerkenswerten Leistung sich in doppelter Unterzahl verdient ins Elfmeterschießen gerettet zu haben, können sich die Hausherren aber leider auch nichts kaufen. Besonders große Fragezeichen hinterließ die Entscheidung Arnstadts Kapitän Varnhagen nach einem Foul an Pätz als letzter Mann nicht die rote, sondern nur die gelbe Karte zu zeigen. So etwas erhitzte die Gemüter besonders außerhalb des Platzes, auf ihm war das Spiel aber zu keinem Zeitpunkt sonderlich hart. Im Lager der Rennstädter verspürte man während und nach der Partie vielerorts das Gefühl ungerecht behandelt worden zu sein.

(Teilweise) Besch*ssener Verlierer

Die wahre Größe zeigt sich bekanntlich in der Niederlage. Und während die meisten im Schleizer Lager das Pokalaus gefasst, wenn auch verärgert hinnahmen, sorgten einige wenige mal wieder dafür, dass der FSV Schleiz plötzlich richtig klein wurde. Eine ausführlichere Betrachtung dazu zu diesem Fehlverhalten folgt später, an der Stelle sei aber darauf hingewiesen, dass der Fasanengarten ein Sportplatz ist. Zum Sport und unserem geliebten Fußball gehört sicherlich das 90-/120-minütige Gegeneinander auf dem Feld. Spätestens nach dem Schlusspfiff sollte aber wieder ein gesittetes Verhalten an den Tag gelegt werden. Da darf dem Schiedsrichtergespann meinetwegen noch einmal sachlich zugerufen werden, dass seine Leistung als schlecht wahrgenommen wurde, oder der SV 09 Arnstadt im Frust von mir aus per Sprechchor darauf hingewiesen werden, dass er in der letzten Spielzeit noch eine Liga höher kickte, aber dann reicht es auch. Manche Fasanengarten-Gäste haben aber auch noch Minuten nach dem Abpfiff ein beschämendes Verhalten gegenüber Gegner und Schiedsrichtergespann an den Tag gelegt – fern jeglichen Sportsgeistes und jedem Funken Liebe für diesen Verein.

Roger Fritzschs Statement:
Wir wollten in dieser Partie mit hoher Energie nach vorn spielen, das ist uns vollends gelungen. Wir haben selbst in einfacher Unterzahl mehrere Chancen und ein traumhaftes Tor zum 2:1 herausgespielt! In doppelter Unterzahl wurde es natürlich dann extrem schwer, dennoch haben die Jungs alles rausgehauen! Glückwunsch an Arnstadt für diesen Erfolg!

 

Fotos vom Spiel (Jü. Müller)


Quelle:Leif Broßmann (Bericht) | Jürgen Müller (Foto)


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