FSV Schleiz gewinnt das Saale-Orla-Derby – für Fußballerherz, Fans & Coach

Leif Broßmann, 28.10.2024

FSV Schleiz gewinnt das Saale-Orla-Derby – für Fußballerherz, Fans & Coach

Lockeres 7:1? Nein, Frank Gerisch und Lukas Beyer (zentral vorn) müssen sich wohl in den Trikots geirrt haben... Egal. Der Freude über den FSV-Erfolg in einem spannenden SOK-Derby tat das keinen Abbruch. Foto: St. Strauß

 

1.Mannschaft : Spielbericht

Thüringenliga
10. Spieltag - 26.10.2024 14:00 Uhr
SV BW Neustadt   FSV Schleiz
SV BW Neustadt 1 : 2 FSV Schleiz
(0 : 0)

Spielstatistik

Tore

2x Albert Pohl

Assists

Christian Pätz, Frank Gerisch

Gelbe Karten

Hannes Kühnel, Martin Berger, Albert Pohl

Zuschauer

503

Torfolge

0:1 (47') Albert Pohl (Frank Gerisch)
1:1 (65') SV BW Neustadt per Kopfball
1:2 (68') Albert Pohl per Kopfball (Christian Pätz)

 

FSV Schleiz gewinnt das Saale-Orla-Derby – für Fußballerherz, Fans & Coach

Selbstbewusstsein ist schon eine feine Sache. Schließlich gibt es jemandem das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, um anstehende Herausforderungen mit der nötigen Zuversicht zu meistern. Dazu sich seiner selbst bewusst zu sein gehört aber eben auch, das eigene Leistungsvermögen relativ zu dem anderer Konkurrenten richtig einschätzen zu können und u. U. ein Stück weit ehrfürchtig zu sein.

Von Bescheidenheit zeugten im Norden des SOK vor dem Derby, das von Oberland Metallbau präsentiert wurde, aber nur wenige Spuren. Von einem „klaren“ und „lockeren“ Erfolg war im dortigen Vereinsumfeld stattdessen mehrfach die Rede, utopische Ergebnisse wurden sicherlich nicht gänzlich aus Spaß, sondern auch allen Ernstes mit einer gewissen Überzeugung vorhergesagt. Das blieb beim FSV Schleiz natürlich nicht unbemerkt und bot der Mannschaft einen Grund mehr alles zu geben, um das Spiel für sich zu entscheiden oder beim offensiv- und technisch starken Gastgeber zumindest nicht unter die Räder zu kommen (zum Vorbericht).

Die weiteren Gründe wurden vor Ort klar: Zahlreiche Schleizer Anhänger waren in die Orlastadt gereist, um ihre Farben zu unterstützen. Und viele davon taten das auch, indem sie dem Aufruf des Vereins folgten und sich mit einem FSV-Fanschal schmückten. Auf der Trainerbank der Gäste nahm aus privaten Gründen zudem nicht Cheftrainer Roger Fritzsch – obwohl er nach abgesessener Sperre wieder hätte coachen dürfen –, sondern sein Co Daniel Micklisch Platz, der vom verletzten Vizekapitän Amel Nukovic unterstützt wurde. Doch beschäftigen wir uns an dieser Stelle weniger mit Vorgeplänkel als mit dem Spiel selbst...

Das begann für die Schleizer Mannschaft mit dem von Micklisch gegenüber FuPa und auch in der Kabine geforderten Fressen des Neustädter Liegewiese-Grases. Sie war im eigenen Abwehrverhalten fleißig und beschäftigte auch die komplette Neustädter Defensive dauerhaft und fußballerisch ansehnlich. Zunächst war Heim-Schlussmann Maximilian Paul aber noch Sieger gegen Beyer und später Pohl, als Schleiz aus spitzem Winkel bzw. allein vor dem Keeper gute Möglichkeiten hatte. Zudem setzte sich Pätz in der Schlussphase des ersten Durchgangs über die rechte Seite durch und legte zurück auf Pohl, der das Geschoss aber über den Kasten jagte.

Die Rennstädter durften zur Halbzeit zuversichtlich sein, dass es mit drei Punkten etwas werden könnte. Dafür unabdingbar würde jedoch sein, kräftemäßig durchzuhalten und die Partie zu elft zu beenden. Beides war zur Halbzeitpause fraglich, der der FSV viel investierte, um Blau-Weiß unter Bedrängnis zu setzen und nicht ins Rollen kommen zu lassen, und Berger, Pohl und Kühnel mit je einer gelben Karte vorbelastet waren. Besonders Pohls Foul an Grimm war zwar eines der taktischen, da kein Ball mehr in der Nähe war, aber auch eines der dunkelgelb-würdigen Sorte.

Vielleicht fehlte den Schleizern da das Vertrauen in die eigene Hintermannschaft – und das, obwohl sie bis dahin wenig zuließ. Und falls doch, war der wieder bestens aufgelegte FSV-Schlussmann Luis Groh zur Stelle. Er lenkte einen platzierten Künzel-Schuss noch um den Pfosten und hexte einen E-Walther-Freistoß über den Querbalken. Als Robin-Lee Engler aus dem Gewühl heraus und drei Meter vom Tor entfernt nicht einschob, hatten die Schleizer Glück. So ging ein erster Durchgang mit einigen schönen Möglichkeiten zu Ende, wobei vom FSV Schleiz aber mehr Gefahr ausging.

Dafür belohnten sich die Gäste früh in Durchgang zwei: Nicht einmal 120 Sekunden nach dem Wiederanpfiff legte Gerisch im Strafraum zurück auf Pohl, der die Molle aus etwa acht Metern aus der Luft nahm und die schwarz-gelbe Führung erzielte (47.). Routinier und Ex-Neustädter Gerisch, der im Interview in Vorbereitung auf das Derby seinen endgültigen Abschied von der aktiven Fußballbühne ankündigte, sammelte damit im zweiten Spiel in Folge eine Vorlage und brillierte an diesem Tag im offensiven Mittelfeld.

Neustadt war zunächst etwas geschockt, erhöhte dann aber den Druck aufs Schleizer Gehäuse und traf nach einer guten Stunde auch zum Ausgleich: Bei einem Freistoß von der linken Seite stieg Theo Mohorn ohne Konkurrenz nach oben und versenkte die Flanke sehenswert präzise im Gästetor (65.). Wie in der Vorwoche gegen Bad Langensalza hatten die Schleizer aber auch nun eine schnelle und verdammt gute Antwort parat: Nachdem Pätz‘ Schuss von der Strafraumgrenze in die Luft geklärt wurde, profitierte abermals Albert Pohl von einem desolaten Abwehrverhalten und sagte mit Köpfchen ‚Dankeschön!‘ (68.).

Die restliche Partie ist recht schnell erzählt: Bei den Schwarz-Gelben schwanden – wie befürchtet – zunehmend die Kräfte und der SV Blau-Weiß ’90 erhöhte den Druck. Schleiz schien nach dem letztwöchigen Heimsieg aber Blut geleckt zu haben und schaffte es abermals die Führung bis zum Schlusspfiff und ohne nennenswerte Großchancen zulassen zu müssen zu verteidigen: Wenn es zu brennen drohte, packte stets jemand rechtzeitig den Feuerlöscher aus (selbst André Hoyer, der gar nicht spielte). Der Derbysieger kommt aus der Kreisstadt, was Mannschaft und die zahlreich mitgereisten Fans des FSV Schleiz nach dem Abpfiff gemeinsam zelebrierten.

Fazit: Fußball ist ein Mannschaftssport. Um da zu gewinnen, benötigt es neben den entsprechenden individuellen Fähigkeiten auch Leidenschaft, Teamgeist, Disziplin, etwas Glück und eben einen gewissen Respekt gegenüber dem Gegner. Schleiz reiste personell arg gebeutelt, aber auch mit dem Erfolgserlebnis der Vorwoche und unantastbarer Derby-Motivation an die Orla. Mit den Fans im Rücken ließen die Schwarz-Gelben ihr Herz auf dem Platz, ließen den Rasen tatsächlich brennen und siegten nicht nur aus kämpferischer, sondern auch aus spielerischer Hinsicht nicht unverdient. Dass der Einsatz von Bamba, Pohl und Gerisch, die nach ihrer Auswechslung vor Erschöpfung teils regungslos am Boden lagen, mancherseits durch den Vorwurf des Zeitspiels diskreditiert wurde, kann den Rennstädtern da getrost egal sein. Die Koexistenz des FSV Schleiz und des SV Blau-Weiß ’90 Neustadt zeichnete in der jüngeren Vergangenheit zwar eine sportliche Rivalität, aber auch immer ein respektvolles Miteinander abseits des Platzes aus. Alle Parteien dürften gut beraten sein daran festhalten zu wollen und die Tugenden des Fußballsports nicht wegen einiger Tore und so manchem Assist wegzuwerfen. Beide repräsentieren den Saale-Orla-Kreis in Thüringens höchster Spielklasse und können darauf mächtig stolz sein.

 

Die Schleizer Kabinenfeier begann in Neustadt und wurde später am heimischen Fasanengarten gemeinsam mit der Zweiten, die 0:3 in Ranis siegte, fortgesetzt. Diese drei Punkte sind aber nichts wert, wenn der FSV am kommenden Wochenende in Meiningen nicht nachlegt. Deshalb: Drüber freuen, Energie mitnehmen, auf neue Aufgaben konzentrieren!

FÜRS FUSSBALLERHERZ.
FÜR DIE FANS.
FÜR DEN COACH.

 

Fotos vom Spiel (Janine Volbert, via FuPa)


Quelle:Leif Broßmann (Bericht) | Stefan Strauß (Foto)


... lade Modul ...
FSV Schleiz auf FuPa